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Erklärung von Fachbegriffen

Soweit Fachbegriffe im Text ausführlich erläutert sind, wird hier auf die betreffenden Stellen hingewiesen.

 

Agnostizismus (von griech. agnosia: Unkenntnis): Auffassung von der Unerkennbarkeit des wahren Seins, eines Göttlichen oder eines letzten Lebenssinns; ihre Anhänger heißen Agnostiker. Vgl. S. 193.

Anthropomorphismus (von griech. anthropos: Mensch, und morphe: Gestalt): Vorstellung einer Gottheit in menschlicher Gestalt bzw. mit menschlichen Eigenschaften und Empfindungen.

Ästhetik (von griech. aisthesis: Wahrnehmung, Empfindung): Lehre von den Werten des Schönen und der Kunst. Ästhet: Mensch mit starkem Schönheitsempfinden. Vgl. S. 155 f., 174 ff.

Atheismus (von griech. (neos: Gott): Weltanschauung ohne Annahme eines personalen Gottes oder eines besonderen göttlichen Wesens.

Biologismus (von griech. bios: Leben): Überbetonung biologischer, d.h. leib-seelischer Werte; vgl. S. 154 f., 161 ff.

Dialektik (von griech. dialektike: Kunst der Führung eines Streitgesprächs): Philosophische Methode, über einen Gegenstand gegensätzliche Behauptungen (These und Antithese) aufzustellen und daraus ein Ergebnis (Synthese) zu ziehen. Dialektischer Materialismus siehe Materialismus.

Dimension (von latein. dimensio: Ausdehnung): Ausmaß, Erstreckung; philosophisch: Erstreckung in einen geistigen Bereich.

Dogma (von griech. dogma: Lehrsatz): Feste Lehrmeinung. In den christlichen Konfessionen: Glaubenssatz mit verbindlicher Geltung. In der katholischen Kirche: vom Lehramt verkündete "Wahrheit" mit unbedingter Gültigkeit und Unfehlbarkeit.

Dualismus (von latein. duo: zwei): Auffassung von einer grundsätzlichen Teilung der Wirklichkeit in zwei verschiedene, gegensätzliche Teilbereiche, z.B. Diesseits und Jenseits, Gutes und Böses; vgl. S. 90.

Egoismus (von latein. ego: ich): Streben nach eigenen Vorteilen ohne Rücksicht auf andere; Eigennutz, Selbstsucht.

Evolution (von latein. evolutio: Auswirkung): allmähliche Entwicklung, besonders in der Geschichte; stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen. Vgl. S. 127 ff.

Ethik (von griech. ethike: Sittenlehre): Vgl. S. 153, 157 f., 179 ff.

Ethnologie (von griech. ethnos: Volksstamm): Wissenschaft der (meist vergleichenden) Völkerkunde.

Existentialismus (von latein. existentia: Dasein): Philosophische Weltanschauung, in deren Mittelpunkt die Existenz des Menschen, ihre Diesseitigkeit, Freiheit und Bedrohtheit stehen.

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Faktizität (von latein. factum: Tatsache): Tatsächliche Wirklichkeit. Faktizismus: die Tatsachen anerkennende, nüchtern-praktische, auf Wunschvorstellungen verzichtende Weltanschauung. Vgl. S. 68.

Galaxis (von griech. galaxia: Milchstraße): Das große Sternsystem, dem unser Sonnensystem angehört. Galaxien: andere ähnliche Sternsysteme, Spiralnebel.

Hedonismus (von griech. hedone: Lust): Weltanschauung des ungehinderten Lebensgenusses; vgl. S. 154, 159 ff.

Hospitalismus (von latein. hospitalis: gastlich): Körperliche und seelische Schäden, die durch Aufenthalt in Krankenhäusern, Kinderheimen und Pflegeanstalten entstehen; vgl. S. 17.

Humanismus (von latein: humanus: menschlich, und humanitas: Menschlichkeit): Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und des Strebens danach, das menschliche Dasein zu verbessern. Vgl. S. 67.

Ideal (von latein. idea: Erscheinung, Gedanke): Hoher Wert, nach dessen Verwirklichung man strebt; Verkörperung des Vollkommenen. Idealismus: Weltanschauung, die die Verwirklichung von Idealen erstrebt; philosophisch: Anschauung, die Ideen, Vernunft, Geist als Kern alles Seins betrachtet. Vgl. S. 64 ff. Gegensatz: Materialismus.

Identität (von latein. idem: derselbe): Echtheit, völlige Übereinstimmung; psychologisch: als Selbst erlebte innere Einheit der Person; vgl. S. 138. Identifikation: Sich-Gleichsetzen mit einer anderen Person oder einem Anliegen; vgl. S. 21. Identismus: Philosophie, die in Denken und Sein, Geist und Natur nicht Gegensätze, sondern sich ergänzende, zusammengehörige Bestandteile der einen unteilbaren, ganzen Wirklichkeit sieht; vgl. S. 204.

Individuum (von latein. Individuum: unteilbar): Lebendiges Einzelwesen, einzelner Mensch. Individuell: dem einzelnen entsprechend, persönlich. Individualismus: Weltanschauung, die dem Einzelwesen den Vorrang gibt vor Gemeinschaft und Gesellschaft.

Integrität (von latein. integer: unversehrt, ganz): Unbescholtenheit, Unverletzlichkeit. Integrieren: in ein Ganzes einfügen, zu einem Ganzen zusammenschließen. Integration: das Ergebnis dieses Vorgangs.

Intellekt (von latein. intellectus: Verstand): Denkvermögen. Intellektueller: Mensch mit Verstand, Gebildeter. Intellektualismus: übermäßige Betonung des Verstandes; Philosophie, die den Verstand für wichtiger hält als Sinneseindrücke und Willen.

Kommunikation (von latein. communis: gemeinsam, allgemein): Verständigung, Verbindung, Zusammenhang.

Konfession (von latein. confessio: Bekenntnis): Vgl. S. 70 ff.

Kosmos (von griech. kosmos: Weltall, Weltordnung): Weltraum, die Welt als Ganzes. Kosmogonie: Entstehung der Welt. Kosmologie: Lehre von Entstehung und Entwicklung des Weltalls.

Kreativität (von latein. creare: erschaffen): Schöpferisches Tun.

Kult (von latein. cultus: Pflege, Verehrung): Verehrung, die man einer Gottheit oder einem hohen Wert in bestimmten Formen erweist. Kultur: Gesamtheit der geistigen, gestaltenden und künstlerischen Leistungen einer Gruppe oder Gemeinschaft von Menschen.

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Magie (von griech. mageia: Zauberei): Kunst bzw. Praxis, sich "übernatürliche" Kräfte anzueignen und sie anzuwenden.

Manipulation (von latein. manipulus: Handvoll): Handhabung von Dingen oder Behandlung von Menschen mit bestimmten Absichten ohne genügende Rücksichtnahme auf deren Bedürfnisse; meist Mißbrauch von Macht.

Materialismus (von latein. materia: Stoff, Rohstoff): Lebensauffassung, derzufolge das Streben nach materiellen Werten wie Nutzen, Besitz, Genuß am wichtigsten ist; philosophisch: Weltanschauung, die annimmt, daß die ganze Wirklichkeit der Welt materieller Natur ist und auch seelisches und geistiges Leben letztlich auf materiellen Vorgängen beruhen. Dialektischer Materialismus: offizielle Weltanschauung des Marxismus-Leninismus, nach der sich alle Erscheinungen des Lebens in dialektischer Methode aus Materie entwickeln; dabei entstehen in "dialektischen Prozessen" aus der Häufung materieller Einzelerscheinungen in einem "Sprung" neue Eigenschaften, z.B. seelische und geistige. Vgl. S. 66 f.

Monismus (von griech. monos: allein, einzeln): Weltanschauung, die alle Wirklichkeit auf eine einzige Grundeigenschaft, auf ein Prinzip, zurückführt, also eine Zweiteilung in Diesseits und Jenseits, Natur und Geist u.a. (Dualismus) ablehnt.

Monotheismus (von griech. monos: allein, einzeln, und fheos: Gott): Glaube an einen einzigen, meist persönlich gedachten Gott; vgl. S. 105.

Mysterium (von griech. mysterion: geheime religiöse Feier): Religiöses Geheimnis, vom Verstand nicht erklärbare Erscheinung. Mystik: Form der Religiosität, die durch Versenkung, Hingabe, Meditation u.a. eine Verbindung mit dem Unbegreiflichen bzw. Göttlichen sucht und herstellt.

Mythos (griech. mythos: Erzählung, Sage): Überlieferte Dichtung, Sage aus früher, meist vorgeschichtlicher Zeit; religiöse Erzählung, oft mit kultischer Verehrung verbunden.

Nomaden (von griech. nomas: mit Viehherden herumziehend): Wandernde Hirten oder Jäger, die in einem bestimmten Gebiet ohne festen Wohnsitz ihren Lebensunterhalt suchen.

Objekt (von latein. obiectum: entgegengeworfen): Gegenstand, Inhalt eines Denkvorgangs. Objektiv: sachlich, vorurteilsfrei.

Ökologie (von griech. oikos: Haus, Wohnung): Wissenschaft von der Beziehung der Lebewesen zu ihrer Umwelt; Umweltkunde. Vgl. S. 167. Ökonomie: Wirtschaft, Wirtschaftlichkeit, Wirtschaftswissenschaft.

Ontologie (von griech. ontologia: Seinswissenschaft): Philosophisches Nachdenken über das "Sein an sich", die Grundgegebenheiten der Welt und des Lebens; Lehre vom "zeitlos Allgemeinen".

Ordnung: Hier als naturwissenschaftlicher Fachbegriff gemeint, ebenso wie "Klasse" und "Art"; bedeutet Zugehörigkeit zu einer bestimmten Verwandtschaftsgruppe im Tierreich gemäß dem von der Wissenschaft aufgestellten "natürlichen System". Vgl. S. 127.

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Panpsychismus (von griech. pan und psyche: Allbeseeltheit): Annahme, daß alle Dinge und die ganze Welt beseelt sind bzw. daß in ihnen Seelisches vorbereitet ist ("protopsychisch"). Vgl. S. 205

Pantheismus (von griech. pan und theos: Allgöttlichkeit): Religiöse Auffassung vom Göttlichen (als das Göttliche) in allem Sein, in den Dingen der Welt; vgl. S. 105. Sonderform Panentheismus: "AII-in-Gott-Lehre"; Auffassung, daß alle Dinge der Welt Erscheinungsweisen des Göttlichen sind, das die Welt umfaßt. Vgl. S. 204.

Person (von latein. persona: Maske, Rolle des Schauspielers; aus etruskisch phersu - die Ableitung von per-sonare: hindurchtönen ist sprachwissenschaftlich ein Irrtum): Der einzelne Mensch in seiner Eigenart; das menschliche Individuum als empfindendes, denkendes, wollendes und handelndes Wesen. Personale Gottesvorstellung: Vorstellung von Gott ähnlich wie von einer menschlichen Person; vgl. S. 135 ff. Siehe auch Anthropomorphismus.

Phänomen (von griech. phainomenon: das Erscheinende): Erscheinung, Augenschein. Philosophisch: der Inhalt des Bewußtseins.

Philosophie (von griech. philosophia: Liebe zur Weisheit): Nachdenken oder wissenschaftliches Denken über die Grundlagen und Zusammenhänge der Welt und des Lebens und deren Sinn; vgl. Existentialismus, Idealismus, Materialismus, Monismus.

Pluralismus (von latein. plures: mehrere): Mehrheitsgrundsatz. Pluralistisch nennt man eine Gesellschaft, wenn in ihr mehrere verschiedene Weltanschauungen, Werthaltungen und Verhaltensmuster bestehen und von Gruppen vertreten werden. Vgl. S. 56.

Polytheismus (von griech. poly: viel, und theos: Gott): Glaube an mehrere Götter, meist eine Götterwelt mit einer Rangordnung; vgl. S. 105.

Religion (von latein. religio, abgeleitet von religere: beachten, bedenken): Rücksichtnahme, Gewissenhaftigkeit, fromme Verehrung. (Die Ableitung von religare: anbinden, also Bindung, ist sprachwissenschaftlich ein Irrtum, wird aber seit Lactantius von der Theologie gebraucht). Religiosität: innere Frömmigkeit, persönliche religiöse Einstellung. Weltreligionen: vgl. S. 99 ff.

Resignation (von latein. resignare: zurückzahlen): Verzichthaltung. Resignativer Faktizismus: Weltanschauung, die sich unter Verzicht auf Wunschvorstellungen den Tatsachen beugt; vgl. S. 68.

Solidarität (von latein. solidus: gediegen, fest, ganz): Übereinstimmung, Zusammengehörigkeitsgefühl.

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Sozial (von latein. socialis: gesellig, gemeinschaftlich): Auf die Gesellschaft bezogen, gemeinnützig. Sozialisation: Einordnung des einzelnen in die Gesellschaft; vgl. S. 15. Sozialismus: Gesamtheit der politischen Richtungen und Gruppen, die eine gerechte Verteilung der Güter an alle Mitglieder der Gesellschaft fordern, oft unter Einschränkung des Privateigentums. Soziologie: Wissenschaft, die das gesellschaftliche Verhalten der Menschen und die Zustände der Gesellschaft erforscht.

Spontaneität (von latein. sponte: von selbst, freiwillig): Verhalten und Handeln aus eigenem Antrieb; vgl. S. 212.

Subjekt (von latein. subiecuts; unterworfen): Philosophisch: das mit Bewußtsein handelnde Ich. Subjektiv: vom eigenen Standpunkt aus, einseitig urteilend.

Symbol (von griech. symbolon: Zeichen, Erkennungszeichen): Zeichen als Sinnbild für eine Sache oder Idee, z.B. die Fahne eines Staates.

Synthese (von griech. synthesis:Zusammensetzung): Zusammenfassung von Teilen zu einem Ganzen; Ergebnis dialektischen Denkens.

Stoa (von griech. stoa: Halle): Philosophische Richtung im antiken Griechenland und Rom, die für vernunftgemäßes und sittliches Leben durch Beherrschung der Begierden eintritt und Humanität erstmals als Ideal verkündet; vgl. S. 89.

 

Theismus (von griech. theos: Gott): Glaube an einen personalen Schöpfergott. Vgl. S. 203. Siehe auch Atheismus, Monotheismus, Pantheismus, Polytheismus.

Theologie (von griech. theologia: Reden von Gott): Ursprünglich Mythen von Göttern; seit der Stoa wissenschaftliche Beschäftigung mit Gottglauben und Religion; im Christentum seit Paulus Lehre von den christlichen Religionsvorstellungen, seit dem Mittelalter (Scholastik) an Dogmen gebundene Glaubenslehre.

Theorie (von griech. theoria: Anschauung): Gedankliche Überlegung, wissenschaftliche Betrachtung, Lehrmeinung; vgl. S. 155, 169 ff.

Tragik (abgeleitet von griech. tragodia: "Bocksgesang", ernstes Schauspiel): Schweres Schicksal, das zu Auseinandersetzungen, Leiden und Untergang führt; unverdientes Unglück, Verhängnis.

Transzendenz (von latein. transcendere: übersteigen): Philosophisch: Überschreiten der Grenzen der bisherigen Einsicht, des Bewußtseins, der Erfahrungswelt; das Unbegreifliche, Göttliche. Theologisch: das unbegreifliche Übernatürliche, die Jenseitigkeit Gottes.

Unitarier (von latein. unitas; Einheit): Weltanschauliche und religiöse Auffassungen von der Einheitlichkeit aller Wirklichkeit, in der Erkennbares und Unerkennbares ineinander verflochten sind; nicht an Glaubenssätze gebunden, sondern im Rahmen gemeinsamer Grundgedanken dem einzelnen die Ausbildung eigener religiöser Empfindungen und Vorstellungen überlassend; vgl. S. 69,90ff.

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