Fernseh-Fee

zaubert Werbung aus dem Programm

Kampf dem Werbestopper - Privatsender verklagen "Fernsehfee" Bericht von Christian Mößner in einer TV-Sendung vom 20.10.99:

Jeden Abend passiert es auf's Neue. Millionenfach in deutschen Wohnzimmern. Der Fernsehzuschauer greift zur Fernbedienung, sucht seine Lieblingssendung. Wer sich für einen Privatsender entscheidet, entscheidet sich auch für ein Feuerwerk von Werbeblöcken. Meist ohne Rücksicht auf Inhalt oder Dramaturgie werden die Filme zerhackt. Denn Werbung zur besten Sendezeit bringt am meisten Geld. Viele Zuschauer sind genervt. Die einen zappen weg, andere flüchten ganz für die Dauer der Werbeunterbrechung.

Auch Petra Bauersachs aus Koblenz fühlte sich als Opfer des Werbeterrors. Ihrem Zorn entsprang eine raffinierte Geschäftsidee. Mit findigen Technikern entwickelte sie einen kleinen Decoder, der sich ganz nach den Wünschen des Zuschauers programmieren läßt. Die "Fernseh-Fee" war geboren. Der Clou dabei: ein Werbeblocker. Er schaltet automatisch für die Dauer einer Werbeunterbrechung in einen Kanal, wo gerade keine Werbung läuft. Per Videowand und Computer werden alle Werbepausen kontrolliert. Die Box kann auch auf einen Videorecorder abgestimmt werden. Das Ergebnis: ungetrübte Spielfilm-Freuden.

Erfinderin Petra Bauersachs dazu: "Also die Idee ist wirklich geboren worden mit dem Werbeblocker, nicht weil wir uns über Fernsehwerbung als solche geärgert haben, sondern über die penetrante Fernsehwerbung, die sechs oder sieben Mal einen Film unterbricht, ob es jetzt Waschmittelwerbung ist oder ein Gebissreiniger, und dann haben wir uns überlegt, daß es doch ein Gerät geben muß, das die Werbung ausblendet. Und dann haben wir das zu Papier gebracht, auch patentieren lassen, ja und so ging das dann weiter. Denn wenn man Werbung ausblenden kann, kann man auch Horror ausblenden oder Gewalt und so war der Kinderschutz geboren."

Die i-Box oder "Fernsehfee" wird zum Verkaufsschlager. Seit einem Jahr ist das Gerät auf dem Markt, seitdem geht es rund in der Versandabteilung. Je nach Ausstattung kostet die i-Box zwischen drei- und vierhundert Mark. Viele Kunden sind bereit, diesen Preis für werbefreie Spielfilme zu zahlen. Doch des einen Freud' ist des anderen Leid. Denn nicht nur beim Zuschauer schlug die Fernsehfee ein wie eine Bombe, sondern auch in den Chefetagen der Privatsender. Ein Gerät, das automatisch Werbung wegzappt, war die Bedrohung schlechthin.

"Die Privatsender haben natürlich in ganz Deutschland Einstweilige Verfügungen gegen uns eingereicht und machen uns das Leben schwer, weil wir für jede Stadt einen neuen Anwalt brauchen und das ist natürlich auch mit Kosten verbunden. Und wir sind jetzt ein dreiviertel Jahr zurückgeworfen worden, weil der Werbeblocker nicht auf den Markt gebracht werden durfte."

Der "Werbeblocker" belebt die Konkurrenz zu einem denkbar heiklen Zeitpunkt. Denn der Fernsehmark ist offenbar gesättigt, die Gewinnzuwächse der Werbe-Einnahmen werden von Jahr zu Jahr geringer. Stärker denn je wird Werbung zum Lebensnerv vor allem der "Privaten"... zum Beispiel bei SAT 1: der Sender zog gleich zweimal in Frankfurt gegen den "Werbeblocker" vor Gericht. Vergeblich. Die Richter erklärten die "Fernsehfee" für zulässig. Das Gerät sei weder wettbewerbswidrig, noch gefährde es die Rundfunkfreiheit der Privatsender.

In dem Urteil heißt es im Einzelnen: "Sie (d.h. die 'Fernseh-Fee') greift weder in die Rundfunkausstrahlung ein, noch zwingt sie dem Zuschauer in irgendeiner Weise die Ausblendung der Werbung auf. Vielmehr eröffnet sie ihm die Möglichkeit, durch eigene freie Entscheidung, beim Beginn der Werbeausstrahlung automatisch das Programm wechseln zu lassen."

Doch RTL zog genauso nach wie der kleinere Privatsender VOX. Beide verklagten die kleine Koblenzer Firma ebenfalls. Die Strategie war offensichtlich. Die "Fernsehfee" sollte mit hohen Gerichts- und Anwaltskosten in die Knie gezwungen werden. Bei einem Streitwert von zwei Millionen Mark kommen schnell Prozesskosten von mehreren zehntausend Mark zusammen. Kein Pappenstiel für eine junge Firma, die gerade erst anfängt. Die Taktik schien aufzugehen. Denn das Berliner Landgericht entschied für die "Privatsender". Begründung: der Gesetzgeber garantiere die Existenz des Privatfernsehens als Konkurrenz zum öffentlich-rechtlichen System. Werbung dürfe deshalb nicht durch ein technisches Gerät dem Zuschauer vorenthalten werden.

In dem Urteil heißt es: "Sie (d.h. die 'Fernsehfee') fördert ihr wirtschaftliches Fortkommen durch den Eingriff in Grundrechte Dritter. Ein solches Verhalten ist stets unlauter, weil es dem Leitbild des Wettbewerbs widerspricht. Der Vertrieb eines mit der Werbe-spot-stop-Funktion ausgerüsteten Vorschaltgeräts und die Werbung dafür, verstoßen damit (...) gegen das in Artikel 5 Grundgesetz geschützte Recht auf Rundfunkfreiheit."

Der Rechtsanwalt des Senders VOX, Hans-Henning Arnold, sieht sich bestätigt: "Der Kunde ist König, aber hier geht es darum, daß ein Wirtschaftsunternehmen im Wirtschaftsverkehr versucht, ein anderes zu ruinieren, das ist letztlich der Sinn des Werbeblockers. Natürlich kann der Zuschauer zappen wohin er möchte, natürlich haben wir es auch gerne, wenn er bei unserer Werbung dabei bleibt, aber wenn er wegzappen will, ist das sein gutes Recht. Nur dies hier ist etwas anderes, hier versucht der eine sein Geschäft damit zu machen, indem er den anderen ruiniert."

Völliger Unsinn, meint der renommierte Medienrechtler Thomas Hoeren von der Universität Münster. Er hat die Urteile für und gegen den "Werbeblocker" verglichen und glaubt nicht, daß die "Fernsehfee" von den Privaten zur Strecke gebracht werden kann. Der Medienrechtler urteilt: "Wir haben den Grundsatz, daß wir uns in Deutschland natürlich an die guten Sitten des Wettbewerbs halten müssen, aber gute Sitten heißt nicht, daß wir Zwangswerbung verordnet bekommen, die sich jeder anschauen muß. Wir haben den Grundsatz der allgemeinen Freiheit, sich Werbung anzuschauen oder eben nicht, und daraus ergibt sich, daß jemand Werkzeuge herstellen kann, um jene Zuschauer zu unterstützen, die eben kein Werbefernsehen sehen wollen."

Nachfrage: "Was wären denn für Parallelen denkbar, wenn die 'Fernsehfee' verboten würde, wenn Sie auf andere Bereiche gucken?"

Antwort Thomas Hoeren: "Das würde genauso bedeuten, daß wenn jemand Aufkleber hätte, auf denen steht 'Werbung ist verboten', daß die niemand herstellen dürfte, weil man sagen würde, damit macht man die Werbestrategien eines Marketingunternehmens kaputt. Natürlich darf ein Unternehmen Aufkleber mit der Aufschrift 'Werbung verboten' verkaufen, weil es ja auch völlig legal ist, sich die Aufkleber auf den Briefkasten zu kleben."

"Fernsehfee" Petra Bauersachs will durchhalten. Auch wenn die Privat-Sender sie bis vor den Bundesgerichtshof zerren. Die hohen Richter müssen dann ein Machtwort sprechen. Doch eigentlich kann es dabei nur ein Urteil geben. Der mündige Bürger vor dem Fernsehen muß bei der Werbung die freie Entscheidung haben, ob er sich einen "Werbeblocker" kaufen will oder aber einfach von Hand ausschaltet.

Info/ Kontakt: (siehe unten)


Die Fernsehfee - ein Bericht von Winfried Schwamborn in der WDR-Sendung 'markt' vom 25.10.99:

Seit gut zwei Jahren ist ein Gerät auf dem Markt, das nach den Vorgaben des Fernsehzuschauers automatisch ins Programm eingreifen kann. Die "Fernsehfee" besitzt diverse Filterfunktionen und kann bestimmte Programme für Kinder sperren oder automatisch auf Lieblingsprogramme schalten. Und das alles sowohl im laufenden Programm als auch bei der Aufzeichnung auf Video.

Im Januar 1999 ist eine weitere Funktion hinzugekommen: Der Werbeblocker. Die "Fernsehfee" kann seitdem bei Beginn der Werbung automatisch in ein anderes Programm schalten oder die Aufzeichnung eines Videorecorders für die Dauer der Werbung anhalten.

Für viele Zuschauer geht damit ein alter Traum in Erfüllung. Fernsehen, ohne auch nur eine Minute Werbung konsumieren zu müssen. Ein Alptraum ist diese Vorstellung indes für die werbefinanzierten Privatfernsehstationen. RTL, Sat 1 und VOX zogen deshalb vor Gericht und ließen per einstweiliger Verfügung verbieten, dass die "Fernsehfee" die Werbung ausblendet.  

Die Herstellerfirma ist durch die Prozesslawine ins Mark getroffen. 250.000 Mark Anwalts- und Gerichtskosten sind bisher angefallen, den Fernsehsendern ist es sogar gelungen, den Vertrieb der "Fernsehfee" zeitweise gänzlich zu unterbinden.

Vor zwei Wochen dann die Wende: Vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt verliert Sat 1 die Klage gegen die "Fernsehfee" (AZ. Oberlandesgericht Frankfurt 01 495/99). Aber noch stehen die von RTL und VOX angestrengten Gerichtsverfahren bevor.

Am 22. Oktober 1999 verlieren auch RTL und VOX ihre Klagen gegen die "Fernsehfee". Damit ist jetzt der Weg für den Werbeblocker frei.

Die Herstellerfirma der "Fernsehfee" kündigt gegenüber "markt" an, dass das Signal für die Ausschaltung der Werbung ab etwa Mitte November aktiviert werden soll. Dieses Signal wird von den "Fernsehfee"-Geräten in den Haushalten empfangen.

Die "Fernsehfee" kostet 299 Mark. Aufgrund der gerichtlichen Auseinandersetzungen ist die "Fernsehfee" momentan im Handel nur schwer erhältlich. Interessenten können das Gerät aber direkt bei der Herstellerfirma beziehen; dort erhalten sie auch weitere Informationen: (Adresse unten)

Dieser Text gibt den Inhalt des markt-Beitrags vom 25. Oktober 1999 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt. - Alle Angaben ohne Gewähr -


Die Hersteller-Firma 'TC Unterhaltungselektronik AG' teilte auf Anfrage am 09.11.99 folgendes mit:

Die Fernsehfee ist in erster Linie eine elektronische Programmzeitschrift. Sie können mit ihr direkt Zugriff auf das Fernsehprogramm der nächsten 14 Tage, was zur Zeit läuft und können die Box suchen lassen, wann eine Sendung mit einem bestimmten Schauspieler oder Genre läuft. Zudem lassen sich auf Grund dieser ca. 500 Schauspieler und ca. 500 Genre auch Aufträge erteilen. Der Fernseher kann nur einen Hinweis einblenden, auf dieses Programm schalten oder auch eine Videoaufnahme starten. So können auch alle Teile einer Serie durch einen einfachen Auftrag auf den Titel programmiert werden. Der Kinderschutz funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Neben einer generellen Sehzeitbeschränkung pro Tag / Woche / Monat und einem Zeitfenster (z.B. von 13.00 bis 19.00 Uhr) kann für alle Genre von den Eltern festgelegt werden, ab welchem Alter die Kinder entsprechende Sendungen sehen dürfen. Aber auch für die Erwachsenen kann unerwünschtes vom Bildschirm verbannt werden. Bei Sendungen bzw. Genre, die mit einem Zap-out belegt sind, sucht die Fernsehfee ein anderes Programm, welches den Wünschen des Zuschauers eher entspricht. Dies betrifft auch die Werbepausen, die dem Genre "Unterbrechung allgemein" zugeordnet werden. Zusätzlich besteht hierbei dem Benutzer die Möglichkeit offen, eine Videoaufnahme für diese Zeit unterbrechen zu lassen bzw. den Fernseher nur auf Stumm zu schalten.

Weitere Informationen: TC Unterhaltungselektronik AG, Koblenzer Str. 132, D-56073 Koblenz,
Tel: +49-261-98436-12, Fax: +49-261-98436-36, email: schellen (ät) telecontrol.de, Internet: www.telecontrol.de

*

Diese Information erfolgt allein aus dem Grund, gute Ideen weiterzuverbreiten, wenn diese noch wenig bekannt sind. Irgendwelche Vorteile von irgendwelcher Seite gibt es davon nicht.

weitere Seiten zum Thema Medien 


Mit freundlichen Empfehlungen 
Humanistische AKTION  
12/1999 
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www.humanistische-aktion.de/fee.htm

 

Schleichwerbung

wie weit darf sie gehen? 

Mit versteckten Werbe-Botschaften im TV verdienen Produktionsfirmen ihr Geld. Jetzt droht Ärger

Warum trinkt Schimanski eigentlich immer diese Brause aus der blau-silbernen Dose? Und warum zwängt sich "Der Bulle von Tölz" in einen engen Sportwagen aus Bayern? Ein Schelm wer jetzt an Schleichwerbung denkt...

Das neue Zauberwort der TV-Branche klingt besser - "Product Placement". Weit über 100 Millionen Mark, so schätzen Insider, geben große Firmen jährlich aus, um ihre Produkte möglichst plakativ in Serien und Filmen zu plazieren. Sie machen sozusagen Werbung mit U-Boot-Taktik... "Heute gibt es kaum noch eine TV-Produktion ohne Product Placement", sagt Manfred Auer, 41, Inhaber der Firma "Arrangement Group". Er macht seit 15 Jahren Millionen-Umsätze damit. Auer: "Natürlich muss man behutsam vorgehen und darf den Bogen nicht überspannen, denn in Deutschland ist Placement im Gegensatz zu den USA ein sittenwidriges Geschäft. Deshalb zahlen viele Kunden in Naturalien - sie sponsern Ausstattungen, verleihen kostenlos Fuhrparks oder übernehmen Reisekosten..."

Die deutschen Werberichtlinien erlauben das Zeigen von Produkten, wenn es "dramaturgisch geboten" ist. Ein Gummi-Paragraf, den viele Produzenten zu nutzen wissen.

Doch der lasche Umgang mit der Schleichwerbung könnte bald ein Ende haben. Auer: "Europaweit ist nur in Deutschland und England das Placement noch möglich. Die anderen Länder haben da viel schärfere Gesetze. In Italien und Frankreich werden heute schon sehr harte Strafen verhängt. Da wird wohl noch einiges auf uns zukommen..." Einen hat's jetzt schon erwischt. Endemol soll 10.0000 Mark Strafe an die Niedersächsische Landesmedienanstalt zahlen, weil beim Einzug ins "Big Brother"-Haus die Wohnmobile eines Herstellers zu oft gezeigt und genannt wurden. Ob und wie viel Geld für diesen "Liebesdienst" geflossen ist, wird noch untersucht. Bisher sind solche Sanktionen eher eine Seltenheit gewesen - mal schauen, wie lange Schimanski noch Brause schlürfen darf...

FernsehZtg 14/01

Zehn Prozent in Deutschland sind Aktienbesitzer, und dafür
machen wir um kurz vor 20 Uhr eine Werbesendung, die hat es
in sich, und glorifizieren Dinge, die dort in der Börse in Frankfurt
passieren. Und es wird suggeriert, als ob - wenn der Kurs steigt -
die Volkswirtschaft davon profitierte.

Rudolf Dreßler bei 'Anne Will' ARD 05.10.08

*  
Medienanstalt:

Gleiche Aufsicht für Öffentliche und Private

Ludwigshafen (dpa). Die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt LPR hat eine einheitliche Aufsicht für den privaten und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert. Dazu zähle das Verbot der Schleichwerbung. "Mit Erstaunen" habe die LPR-Versammlung Presseberichte zur Kenntnis genommen, aus denen hervorgehe, in welchem Umfang im ZDF so genannte Kooperationen mit Dritten stattgefunden hätten.

So sei in einer Folge der ZDF-Serie "Samt und Seide" innerhalb von 31 Minuten 6 Mal der Name einer Kaufhausmarke genannt worden, die auch rund eine Minute lang zu sehen gewesen sei. Der Konzern habe für die Darstellung in der Serie etwa 770.000 Euro gezahlt. Im Vergleich dazu habe der von der LPR beaufsichtigte Sender SAT.l eine förmliche Beanstandung erhalten, weil er in einem Film 17 Sekunden lang das Logo eines Internet-Service-Providers gezeigt habe, der auch einmal genannt worden sei.

Volksstimme, Magdeburg 24.04.04

*

ARD

Die TV-Gebühren steigen - und jetzt das: Die Agentur 'epd' berichtete, die ARD-Produktionsfirma Bavaria-Film habe 10 Jahre lang illegal Schleichwerbung in Serien wie 'Marienhof' versteckt. Sonderprüfung! Kriegen die den Hals nie voll?

FernsehZtg 24/05

Im Haushaltsjahr 2006 wurden an Rundfunkgebühren 7.29 Milliarden EURO kassiert!

Schleichwerbung oder nicht?

dazu ein Briefwechsel 

Kettensäge (40 KB)

Dieses Bild ist aus der Sendung 'Unser Land' des BR vom 14.03.08,
das Logo der Firma war 12 Sekunden lang deutlich zu lesen.

In mehreren vorhergehenden Sendungen waren ähnliche Bilder mit dem Logo der Firma 'Stihl' zu sehen. Hierzu um eine Stellungnahme gebeten, läßt der Intendant des BR seinen Chefredakteur Fernsehen eine Antwort geben, die weiter unten nachzulesen ist.

Diese Antwort vom 27.02. vermittelt den Eindruck, daß man beim BR die Realität nicht mehr wahrnehmen kann oder will. Letzteres erscheint schon deshalb zutreffender, als auf die in der Anfrage vom 8.02. erwähnten zwei gleichen Fälle von Schleichwerbung für die Fa. 'Stihl' in der Sendung 'Unser Land' überhaupt nicht eingegangen wurde. Inzwischen ist in dieser Sendung 'Unser Land' am 14.03.08 ein weiterer Fall der gleichen Art aufgetreten, diesmal für die Fa. 'Dolmar', siehe das oben gezeigte Bild, das Logo der Firma war 12 Sekunden lang deutlich zu lesen.

In Anbetracht der hohen Kosten für Herstellung und Sendung von Werbespots drängt sich der Verdacht geradezu auf, daß es bei den weder herausgeschnittenen, noch unkenntlich gemachten Szenen mit Firmennamen um entsprechende Geldbeträge oder Sachleistungen geht, die für solche Darstellungen als Gegenleistung zu erwarten sind.

Es ist unbegreiflich, daß sich so viele Menschen im öffentlich-rechtlichen Bayerischen Fernsehen dem Verdacht aussetzen lassen, bestechlich bzw. Mitwisser zu sein, ohne etwas dagegen zu tun: Intendant Prof. Dr. Thomas Gruber, Chefredakteur Sigmund Gottlieb, Redakteure Petra Kindhammer, Dr. Margit Lendzian, Moderatorin Christine Schneider, Kamera-, Ton, Schneide-Leute, Gäste wie Alois Frühmorgen, Sicherheitsberater der Land- und Forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, Firmen wie Stihl, Dolmar (Felix)... Sie alle geraten in Verdacht der passiven bzw. aktiven Bestechung. Oder aber es entsteht der Verdacht, daß nur wenige im Einverständnis mit der Leitung des Hauses handeln und die übrigen Mitarbeiter unter einem entsprechenden Druck stehen, daß keiner etwas zu sagen wagt, um nicht seinen Arbeitsplatz zu gefährden.

Dieser Verdacht auf Schleichwerbung entsteht bei jedem einzelnen Fall immer wieder, und dieses schadet langfristig nicht nur dem Ruf Ihrer Sendeanstalt, sondern allgemein dem öffentlich-rechtlichen System, zumal wenn Gebühren von den Konsumenten erhoben und unter Androhung von Strafe durch entsprechende Firmen eingetrieben werden.

Angesichts der zunehmenden ethischen Verwahrlosung unserer Gesellschaft wäre es unverantwortlich, wenn öffentlich-rechtliche Medien mit einem Staatsauftrag - nicht nur zur Unterhaltung und Information, sondern auch zur Bildung - die Gebühren in Milliardenhöhe erhalten, sich diesem Trend des Werte- und Vertrauensverlustes anpassen anstatt dem entgegenzuwirken.

Jeder Anschein von Abhängigkeit, Verflechtungen, Bevorzugungen mit bzw. von Wirtschaft, Parteien, Kirche, Sportvereinen, sollte unbedingt vermieden werden, zumal in dieser Hinsicht schon genügend Verdächtigungen kursieren. In Anlehnung an die bereits hier und da geforderten Öko- und Sozialbilanzen für Wirtschaftsbetriebe ist es dringend geboten, Maßstäbe für eine Ethikbilanz zu erstellen für öffentlich-rechtliche Einrichtungen, um einen Trend zur Kultur der Redlichkeit und Verantwortlichkeit ingang zu setzen. Dazu könnte auch der Bayerische Rundfunk seinen Anteil beitragen.

Gibt es niemand der hier etwas unternehmen könnte oder müßte? Wer wäre dafür zuständig oder fühlt sich verantwortlich, Rundfunk-, Presse-, Werberat, Verbraucherinitiative, - gegen unlauteren Wettbewerb, Justiz, die Partner des Rundfunkstaatsvertrages wie Bundesregierung, Bundespräsident, Bundesrat, die EG-Kommission für das Fernsehen im Europarat?

Rudolf Kuhr, Gebührenzahler 

Hier der Briefwechsel

Chefredakteur Fernsehen BR

Herrn
Rudolf Kuhr
Amperstraße 32
82296 Schöngeising

Datum: 27.02.2008

Sehr geehrter Herr Kuhr,

vielen Dank für ihren Brief und das damit gezeigte Interesse an der Abendschau vom 08.02.2008 im Bayerischen Fernsehen. In unserer mehrteiligen Serie zum Bau einer Holzbrücke, die die Münchner Handwerksinnung der Stadt München zum 850. Bestehen schenkt, ist Ihnen etwas aufgefallen. Im Beitrag über den Auftakt der Aktion für die Brücke haben Sie vermeintlich Schleichwerbung entdeckt. Ich kann Ihnen versichern, es handelt sich nicht um Schleichwerbung. In dem Moment, in dem der Waldarbeiter zum Fällen des Baumes ansetzt, ist auf dem Sägeblatt die Marke des Herstellers im Bild kurz zu sehen. Uns ging es in keiner Weise um das Logo der Firma, sondern um den Ablauf des Baumfällens.

Wir hoffen Ihnen damit weitergeholfen zu haben und verbleiben

Mit freundlichen Grüßen

Sigmund Gottlieb

---------ursprüngliche Nachricht---------

Von: "Rudolf Kuhr"
An: "info BR"

Betreff: Schleichwerbung in den Sendungen Abendschau und Unser Land 08.02.08

Datum: 11. + 23. Februar 2008

Sendungen 'Abendschau' und 'Unser Land' vom 09.02.08

Sehr geehrter Herr Intendant,

am vergangenen Freitag, dem 08.02.08 waren gleich zwei Fälle von Schleichwerbung für dieselbe Firma zu sehen, die auch schon im vergangenen Jahr in dieser Form von Ihrem Sender wiederholt bedient wurde. In der Abendschau wurde eine Kettensäge der Firma Stihl im Einsatz gezeigt und deren Schriftzug in Großaufnahme dargestellt. Dies wiederholte sich in der Sendung 'Unser Land' gleich zweimal.

Derartige wiederholten Manipulationsversuche diskriminieren nicht nur die Seriosität der einzelnen Mitarbeiter, sondern auch die der Leitung der Anstalt sowie schließlich selbst der betreffenden Firma. Dem aufmerksamen Zuschauer verderben sie den Genuß an der Sendung und hinterlassen nachhaltig ungute Gefühle gegenüber dem Sender.

"Schleichwerbung in Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist nicht akzeptabel" sagte erst kürzlich MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze. Sehen Sie das anders?

Um eine Stellungnahme bittet

Rudolf Kuhr, Gebührenzahler

82296 Schöngeising, Amperstr. 32

---------Ende der Nachricht---------

Hinweis:
In der jüngsten Sendung 'Unser Land' vom 28.03.08 ist wieder etliches an Schleichwerbung: für Kettensäge 'Stihl' (2x), Bandsäge 'Serra', Bagger 'Liebherr' (2x), Bericht über Fa. Traktoren 'Fendt'. Die Sendung wird wiederholt am 29.03. in BR 12:30 VPS 5315726 und BR alpha 16:15 VPS 20540523 + www.br-online.de/brw/mitschnittdienste/  

Rückmeldungen auf obigen Artikel  

Sehr geehrter Herr Kuhr,

Danke für Ihr Schreiben und Ihr Interesse an unseren Sendungen.
Zum einen freut es uns, wenn Zuschauer so genau hinschauen und jedes Detail bemerken, zum anderen kann man dann aber auch Details völlig falsch interpretieren.
In Bayern haben sicher 70 % aller Waldbauern und Waldarbeiter eine Motorsäge von Stihl, der Name steht groß auf dem Schwert. Das gleiche trifft für die Motorsägen von Husquarvna und Dolmar zu.
Wenn wir jedes Mal diese Namen ausblenden müssten bzw. nicht zeigen dürften, konnten wir keine Beiträge mehr über Waldthemen machen.
Ebenso könnten wir generell keine Beiträge mehr über Landwirtschaft machen, denn jeder Landwirt fährt einen Traktor, auf dem Fendt, John Deere, Deutz, Case, MB Trac o.ä. draufsteht. Selbst wenn wir Traktoren oder auch Mähdrescher nur so filmen würden, dass der Name nicht zu lesen ist, (was aber in der täglichen Praxis nicht machbar ist), würde jeder Landwirt dennoch allein an der Farbe und an der Karosserie die Maschinen erkennen.
Und für den Zuschauer, der keine Landwirtschaft hat, ist es völlig egal, was auf den Traktoren draufsteht, er kauft sich sowieso keine.

Wir sind sehr bemüht, jegliche Art von Schleichwerbung in unseren Sendungen zu verhindern, was uns auch sehr gut gelingt.
Das, was Sie bemängeln, ist keine Schleichwerbung: wir bilden das tägliche Leben ab.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Schneider
Bayerisches Fernsehen
Redaktion UNSER LAND
Floriansmühlstr. 60
80939 München
Tel. 089/3806-6191
Fax 089/3806-7708
christine.schneider (at) brnet.de

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Tiebel, Susanne Im Auftrag von UnserLand,
Gesendet: Montag, 31. März 2008 11:26
An: Schneider, Christine; Lendzian, Margit
Betreff: WG: b.reinke (at) tagesschau.de / Fwd: WG: Schleichwerbung oder nicht?

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Zuschauerservice <zuschauerservice (at) brnet.de> (at) BRNET
Gesendet: Montag, 31. März 2008 11:19
An: UnserLand,
Betreff: b.reinke (at) tagesschau.de / Fwd: WG: Schleichwerbung oder nicht?

>-----Ursprüngliche Nachricht-----
>Von: b.reinke (at) tagesschau.de [mailto:b.reinke (at) tagesschau.de]
>Gesendet: Montag, 31. März 2008 08:30
>An: Zuschauerredaktion
>Betreff: WG: Schleichwerbung oder nicht?

>----- Weitergeleitet von Britta Reinke/HH/NDR am 31.03.2008 08:30 -----
>Rudolf Kuhr <rudolf.kuhr (at) online.de>
>29.03.2008 11:04
>An "Kuhr, Rudolf" <rudolf.kuhr (at) humanistische-aktion.de>
>Kopie
>Thema
>Schleichwerbung oder nicht?

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Sehr geehrter Herr Kuhr,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wie Sie vielleicht wissen, kümmert sich ZAPP seit vielen Jahren intensiv um das Thema Schleichwerbung. Wir sind hier sensibilisiert. Mein Eindruck ist, dass der Reporter vor Ort nicht aufgepasst hat. Dann kann man es manchmal im Schnitt nicht wieder gutmachen. Ich hoffe, er passt künftig besser auf.

Das soll Sie aber nicht hindern, uns künftig weiter auf solche Fälle hinzuweisen. Wir freuen uns.

Mit freundlichen Grüssen

Patrik Baab

NDR Fernsehen
ZAPP - das Medienmagazin
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg
www.ndr.de/zapp
01.04.08

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Sehr geehrter Herr Kuhr,

vielen Dank für Ihre Mail vom vergangenen Samstag.

Ihre kritischen Anmerkungen zu dem Thema "Schleichwerbung im Fernsehen" haben wir aufmerksam zur Kenntnis genommen und danken Ihnen für Ihre Rückmeldung.
Als Wissenschaftsmagazin des öffentlich-rechtlichen Fernssehens berichtet "nano" über neueste Entwicklungen und Ergebnisse aus den verschiedenen Bereichen der Wissenschaft. Das ist unser Auftrag und dafür erhalten wir die Gebührengelder. D. h. unsere Journalisten arbeiten unbeeinflusst von wirtschaftlichen Interessen Dritter. Dabei nimmt 3sat seine Verantwortung in Bezug auf die Gefahr der Schleichwerbung sehr ernst, d.h. wir richten ein besonderes Augenmerk auf deren Vermeidung.

Mit freundlichen Grüßen

Anette Lenz-Stamm
nano-Redaktion
02.04.08

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29.03.08
"Lieber Herr Kuhr,
ich glaube nicht, dass es sich in diesem Fall um Schleichwerbung der Fa Stihl gehandelt hat. Bei Waldarbeitern ist die Fa Stihl genau so bekannt wie die Fa Hilti (Bohrmaschinen) bei Bauarbeitern. Aber es mag sein, dass der BR sich auch aus Product-Placement finanziert, ohne, dass nach der Sendung erscheint: "Diese Sendung widmete Ihnen. . ."
(...)
Mit freundlichen Grüßen
Dieter

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30.03.08
Hallo,
Zuviel Zeit?
1. Kann es nicht sein, dass die einfach nur zu faul sind aus jedem Beitrag mögliche Firmennamen unkenntlich zu machen (auf fast allen Dinge, des täglichen Gebrauchs sind Firmennamen). Das Streichen oder unkenntlich machen kostet Geld und Zeit.
2. Haben sie es künstlich hochgehalten oder ganz einfach nur damit gearbeitet?
3. Selbst wenn sie es absichtlich stehen ließen und dafür etwas Geld oder anderes bekommen, na und? Das machen doch viele
Filmemacher in Hollywood, warum sollen das die nicht tun? Besser als Gebühren für solch doofe Sender einzutreiben.
4. Ich möchte eine Welt in der die Menschen klug genug sind sich nicht von Werbung beeinflussen zu lassen (ok, ich kaufe auch lieber Produkte die ich kenne)
5. Warum regst du dich über den BR auf, wenn zum Beispiel Galileo auf Pro Sieben mir mehrmals aufgefallen ist als reine Werbesendung - haben letztes Mal einen ganzen Beitrag Snickers gewidmet. Viele Sendungen auf privaten Sendern sind "versteckte", reine Werbesendungen. Hast du eine persönliche Vendetta gegen die öffentlich rechtlichen oder warum schaust du da so genau hin?
Naja, mach was du willst, ich finds lächerlich und eine Kleinigkeit, da gibts echt wichtigere Themen.
Liebe Grüsse
Jörg

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30.03.08
Lieber Herr Kuhr!
Ich meine zu Ihrem Mail- oder Briefwechsel, dass Sie das mit der Schleichwerbung in diesem Fall etwas locker sehen sollten, die Gefahr ist nämlich, dass sich ein Protestverhalten abnutzt.
Mit freundlchen Grüssen
Michael P.

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31.03.08
Hallo Herr Kuhr,
Sie scheinen zu vergessen, daß diese Form der von Ihnen benannten "Schleichwerbung" durchaus rechtliche Züge trägt, alldieweil derartige Positionen vorher entsprechend "ausgeschrieben" und "dotiert" werden. Bekannt ist dies z.B. bei Filmen und Serien mit hoher Publikumswirksamkeit, wo dann z.B. James Bond auch mal einen BMW neuester Bauart fährt, oder usw. Diese Dinge werden bereits mit Hilfe des Drehbuches VOR Beginn der Dreharbeiten geregelt und es gibt auch einen speziellen Begriff dafür...
mfg
Ralf H.

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31.03.08
Sehr geehrter Herr Kuhr,
für was Sie eine Aufklärung notwendig erklären kann ich nicht nachvollziehen.
Das Beste für Sie wäre gleich ganz ohne Fernsehen auszukommen, denn in allen Reportagen und
Tagesberichten kann man Namen aller Art von Firmen sehen.
Ob das nun immer als sog. Schleichwerbung anzusehen ist und vor allem sollte wie Sie offensichtlich --??
Da gibt es ganz andere Dinge über die sich die Welt seit Jahrtausenden aufregen könnte.
(...)
Jürgen R.

06.04.08
Servus Rudolf,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Ich fürchte aber, ich habe nicht ganz verstanden, was das mit der Sendung q u e r zu tun hat.

Bitte schreiben Sie uns wieder, wenn Sie Fragen oder Anregungen zu unserer Sendung haben. Bis dahin: Bleiben Sie uns treu und empfehlen Sie uns weiter.

Herzliche Grüße,

Maria Altmann
q u e r (BR)

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09.04.08
Hallo Maria,

danke für Ihre Rückmeldung. Ich kann Ihre Befürchtung verstehen und will Ihnen deshalb mein Anliegen gern erklären. Zumal Sie in Ihrer freundlichen Begrüßung "Servus (lat. [Ihr] Diener!)" eine gewisse Hilfsbereitschaft anklingen lassen.

Mein Brief enthält keine Kritik an Ihrer Sendung und Arbeit, so viel vorweg. Ich sehe Ihre Sendung von Beginn an möglichst jedes Mal und bin froh, daß es sie gibt. Ich lasse mich aber - vielleicht im Gegensatz zu manchen anderen Ihrer Zuschauer - nicht nur unterhalten, sondern als "Querdenker" auch zum Denken und Handeln anregen. So ermutigt mich grundsätzlich Ihre Sendung auch ganz allgemein zur Kritik an mancherlei kleineren und größeren Fragwürdigkeiten hier und da und auch in Ihrem Hause.

Seit vielen Jahren schon sehe ich sehr gern auch regelmäßig die Sendung 'Unser Land'. Früher eher vereinzelt, häufen sich seit einiger Zeit Fälle, die bei aufmerksamen Zuschauern den Verdacht auf Schleichwerbung hervorrufen. Dies beobachte ich bereits seit vielen Jahren und habe auch schon wiederholt die betreffenden Redaktionen und auch schon mal den Intendanten angeschrieben. Die Antworten fielen jedoch durchweg sehr unbefriedigend aus, wie das unten stehende Beispiel deutlich macht. Daraufhin schickte ich jetzt den Text, den auch Sie erhielten, an mehrere Adressen meines Medien-Verteilers.

Was nun die Quer-Redaktion betrifft, so möchte ich Sie dazu anregen, Ihr Augenmerk gelegentlich auch darauf zu richten, was Ihre KollegInnen in den übrigen Redaktionen Ihrer Anstalt eventuell so anstellen, um den - bisher wohl noch weitgehend - guten Ruf des öffentlich-rechtlichen Systems möglicherweise zu gefährden.

Ich erwarte nicht, daß Sie nun irgend etwas Konkretes unternehmen, denn "Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt, es sei denn, man wollte dich daran hängen." (Lec). Aber, so wie Sie selber als mündige Menschen sich persönlich darum bemühen, Kritik nicht nur zu ertragen, sondern gelegentlich auch zu wünschen, um diese Kompetenz zu erhalten und zu festigen, ebenso wäre es durchaus denkbar, daß die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Gebühren zahlenden Konsumenten und Teilnehmer an diesem System in regelmäßigen Abständen dazu einladen und ermutigen, Kritik zu üben an allem was ihnen so dargeboten und - mitunter auch zugemutet - wird.

Eine solche Anlaufstelle für Kritik und Klärung, z.B. was einen Verdacht auf Schleichwerbung berechtigt und was nicht, die möglichst außerhalb der Anstalten, gewissermaßen auf neutralem Boden eingerichtet werden sollte - evtl. an einer unabhängigen Bildungs- bzw. Forschungsstätte für Journalisten oder Medienwissenschaften - das wäre doch im Interesse unseres öffentlich-rechtlichen Systems des Nachdenkens wert, oder? Nun könnten Sie natürlich wieder fragen, was das mit der Sendung 'quer' zu tun hat. - Also, auch 'quer' ist ein Teil des Systems, mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Ein herzliches Servus und kräftiges vergäll's Gott

Ihr treuer Zuschauer und Gebührenzahler

Rudolf Kuhr
www.Humanistische-Aktion.de

P.S. Den "Chinesen" in Ihrer jüngsten Sendung fand ich ganz hervorragend, echt Süß!

*

13.04.08
Servus Rudolf,

ich finde es prima, dass Sie kritsch fernsehen. Zuschauer, die so wie Sie ganz genau hinschauen, wünschen wir uns für unsere Sendung.

Die Sache ist aber, dass es in einem Beitrag, in dem es um Holzfällerarbeiten geht, unvermeidlich ist, dass früher oder später eine Kettensäge im Bild ist. Natürlich ist es möglich, Bilder technisch nachzubearbeiten, um Schriften unkenntlich zu machen. Aber in der von Ihnen beschriebenen Szene scheint mir das unverhältnismäßig.

Missverstehen Sie mich nicht: Selbstverständlich wäre Schleichwerbung im Bayerischen Fernsehen absolut inakzeptabel. Ich darf Ihnen aber versichern, dass etwa besagter Kettensägenfabrikant in keinerlei wirtschaftlicher Beziehung zum Bayerischen Rundfunk steht.

Ich fürchte, dass Sie auch diese Antwort als unzureichend empfinden werden, aber ich kann Ihnen nicht mehr sagen als dies: Wir arbeiten hier beim Bayerischen Fernsehen mit sehr hohem journalistischen Ethos und treiben hier mit Sicherheit keine Schleichwerbung. Trotzdem ist es unvermeidlich, dass gelegentlich der ein oder andere Markenname im Bild erscheint. Unsere journalistischen Beiträge halten die Realität fest, und im täglichen Leben stolpern wir, wie Sie sicher aus eigener Erfahrung wissen, ja auch ständig über irgendwelche Logos und Marken.

Wenn wir die alle komplett aus unseren Beiträgen tilgen wollten, verbrächten wir mehr Zeit mit der technischen Nachbearbeitung als mit gründlicher Recherche. Und, wie gesagt, wir würden in unseren Beiträgen nicht länger die Realität abbilden.

Herzliche Grüße,
Maria Altmann
q u e r

*

14.04.08
Der Fernsehrirektor BR

Sehr geehrter Herr Kuhr,

Dank für Ihr Schreiben vom 31. März 2008.
Unser Intendant, Herr Professor Dr. Thomas Gruber, hat mich gebeten, Ihnen zuständigkeitshalber zu antworten.

Die Redakteurin der Sendung "Unser Land", Christine Schneider, hat Ihnen bereits am 31. März 2008 auf Ihre Vorwürfe geantwortet.

Ich kann mich dieser Antwort nur anschließen und Ihnen versichern, dass weder in "Unser Land" noch in der "Abendschau" noch in allen anderen Sendungen des Bayerischen Fernsehens Schleichwerbung enthalten ist.

In unserem täglichen Leben sind überall Logos, Namen, Farben etc. platziert, die auf bestimmte Produkte hinweisen. Wir können nicht das tägliche Leben aus unseren Berichten ausblenden.

Wenn wir Waldbauern bei ihrer Arbeit zeigen, mit einer Motorsäge in der Hand, dann ist es nicht möglich, dem Zuschauer zu verheimlichen, dass es sich um eine Säge von Stihl, Dolmar oder Husqvarna handelt.

Sie sind der erste Zuschauer in der 43-jährigen Geschichte von "Unser Land", der sich über vermeintliche Schleichwerbung beklagt und ich kann Ihnen versichern, dass niemand außer Ihnen diesbezüglich den Ruf unserer Sendeanstalt gefährdet sieht.

Seien Sie versichert, dass wir alle unser Bestes tun, um ein gutes und objektives Programm zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Gerhard Fuchs

Kettensäge (43 KB)
BR 21.01.2011 Sendung 'Schwaben & Altbayern aktuell'



weitere Schleichwerbung bzw. Werbesendung im BR


Es gibt eine Einzigartigkeit des Öffentlich-Rechtlichen gegenüber allen anderen:
Wir senden im Auftrag der Gesellschaft da draußen. Und das Schlimmste,
was man gerade diesem System antun kann, lautet: Journalismus ist käuflich.

Bernd Gäbler, Freier Journalist

Quelle: http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID5031880_REF2488,00.html


Verdacht auf Schleichwerbung

dazu ein Briefwechsel 

Absender: "Rudolf Kuhr" <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Empfänger: "Zuschauerredaktion ARD" <zured (ät) das-erste.de>
Datum: 02. Aug 2005 12:04
Betreff: Schleichwerbung

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach den kürzlich diskutierten Fällen von Schleichwerbung bei der ARD würde ich gern wissen, wie ich als Gebührenzahler die aufdringliche Werbung für 'Märklin' in der Sendung 'Planet Wissen' am 01.08.05 im WDR einzuordnen habe.

Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhr

Amperstr.32, 82296 Schöngeising
Tel. 08141 222650
http://www.humanistische-aktion.de/medien.htm


Absender: "ARD Putz Petra" <Petra.Putz (ät) DasErste.de>
Empfänger: <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Datum: 02. Aug 2005 14:49
Betreff: AW: Schleichwerbung

Sehr geehrter Herr Kuhr,

vielen Dank für Ihre e-Mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Wir bedauern es sehr, wenn Sie den Eindruck gewonnen haben, dass in der Sendung "Planet Wissen" Schleichwerbung für Produkte der Firma "Märklin" gemacht wurden. Da diese Sendung von den Landesrundfunkanstalten für die Dritten Programme hergestellt wird, ist die Zuschauerredaktion des Ersten leider nicht die richtige Adresse für Ihre Anmerkung. Die Sendung über Eisenbahnen, die am 1. Augsut ausgestrahlt wurde, hat der Südwestrundfunk produziert. Bitte wenden Sie sich daher an den

Südwestrundfunk
Planet Wissen
76522 Baden-Baden

oder schicken Sie eine mail an:

planet-wissen (ät) swr.de

Im Übrigen möchte ich Sie bitten zu bedenken, dass es sich nicht automatisch um Schleichwerbung handelt, wenn ein Produkt deutlich sichtbar abgebildet wird. Nach den ARD-Richtlinien für Werbung ist die Erwähnung und Darstellung von Produkten durchaus zulässig, "wenn und soweit sie aus journalistischen oder künstlerischen Gründen, insbesondere zur Darstellung der realen Umwelt, zwingend erforderlich ist."

Schleichwerbung hingegen ist definiert als "die Erwähnung oder Darstellung von Waren, Dienstleistungen, Namen, Marken oder Tätigkeiten eines Herstellers von Waren oder eines Erbringers von Dienstleistungen in Programmen, wenn sie zu Werbezwecken vorgesehen ist und die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zwecks diese Erwähnung oder Darstellung irreführen kann. Eine Erwähnung oder Darstellung gilt insbesondere dann als zu Werbezwecken beabsichtigt, wenn sie gegen Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung erfolgt."

Mit freundlichen Grüßen

Petra Putz
ARD-Zuschauerredaktion
Erstes Deutsches Fernsehen
Tel: 089/5900-3344
Fax: 089/5900-4070
E-Mail: petra.putz (ät) Das Erste.de
http://www.DasErste.de


Absender: "Rudolf Kuhr" <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Empfänger: <planet-wissen (ät) swr.de>
Datum: 03. Aug 2005 12:53
Betreff: Schleichwerbung

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach den kürzlich diskutierten Fällen von Schleichwerbung bei der ARD würde ich gern wissen, wie ich als Gebührenzahler die aufdringliche Werbung für 'Märklin' in der Sendung 'Planet Wissen' am 01.08.05 im WDR einzuordnen habe.

Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhr

Amperstr.32, 82296 Schöngeising
Tel. 08141 222650
http://www.humanistische-aktion.de/medien.htm


Absender: <Planet-Wissen (ät) swr.de>
Empfänger: <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Datum: 03. Aug 2005 17:18
Betreff: Antwort: Schleichwerbung

Sehr geehrter Herr Kuhr,

herzlichen Dank für Ihre Mail! Eins vorneweg: Mich ärgert Schleichwerbung selbst auch sehr. Und Schleichwerbung impliziert, dass auf die Redaktion Einfluss genommen wurde, in der Regel mit Geld, um sie zur günstigen Darstellung oder Präsentation eines Produkts zu veranlassen. In unseren Sendungen achten wir eigentlich immer darauf, dass verschiedene Hersteller ähnlicher Produkte genannt werden. Bei den Buchtipps und CD ROM Tipps gibt´s keine Bevorzugung von Verlagen oder Marken. Da wählen wir einfach die unserer Einschätzung nach guten und lesenswerten Bücher und CD-ROMs aus. Wir haben jedenfalls noch nie irgendeinen Einfluss von Seiten eines Herstellers auf unsere redaktionelle Arbeit erlebt und würden das auch nicht zulassen. Sollte dieser Eindruck in unserer Sendung entstanden sein, bedauere ich das. Wir nehmen Ihren Anfrage an uns als Ansporn, noch mehr darauf zu achten, keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen.

Ich würde mich deshalb freuen, Sie auch künftig zu unseren Zuschauern und Internet-Nutzern zählen zu dürfen.

Unsere Sendezeit, jeweils montags bis freitags:

Südwest Fernsehen 14.00 - 15.00 Uhr

Weitere Programme, auf denen PLANET WISSEN zu sehen ist, sind:

WDR-Fernsehen 15.00 - 16.00 Uhr (Wdh. 7.30 - 8.30 Uhr)
BR-alpha 16.15 - 17.15 Uhr (Wdh. 6.15 - 7.15 Uhr)

Als kleines Dankeschön für Ihre Mail schicke ich Ihnen hier noch eine Übersicht der Themen in den kommenden Wochen. Ich würde mich freuen, wenn Sie durch Weiterleitung dieser Mail auch ein wenig Werbung für uns in Ihrem Bekanntenkreis machen könnten.

Mi. 03.08.2005 Brücken ? Meisterwerke aus Bögen und Pfeilern
Do. 04.08.2005 Tunnel ? Wunderwerk und Alptraum
Fr. 05.08.2005 Mühlen ? Kraft aus Wasser und Wind

Mo. 08.08.2005 Singen macht Spaß ? warum uns Lieder gut tun
Die. 09.08.2005 Speiseeis ? Kalter Genuss für heiße Tage
Mi. 10.08.2005 Die Hitmacher ? Hinter den Kulissen der Musikindustrie
Do. 11.08.2005 Werbung ? Wie man Wünsche weckt
Gr. 12.08.2005 Depressionen ? Schatten auf der Seele

Mit freundlichen Grüßen
Uwe Gradwohl
SWR
Redaktion Planet Wissen


Absender: "Rudolf Kuhr" <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Empfänger: <Planet-Wissen (ät) swr.de>
Kopieempfänger: <Intendantur (ät) swr.de>,<Justitiariat (ät) swr.de>,"Zuschauerredaktion ARD" <zured (ät) das-erste.de>
BCC: monitor (ät) wdr.de, panorama (ät) ndrtv.de, zapp (ät) ndr.de
Datum: 08. Aug 2005 10:35
Betreff: Re: Antwort: Schleichwerbung
Sendung 'Planet Wissen' am 01.08.05 im WDR

Sehr geehrter Herr Gradwohl,

danke für Ihre schnelle Antwort. Sie kann allerdings den Eindruck entstehen lassen, daß Sie entweder Ihre Zuschauer nicht für bewertungsfähig halten oder aber, daß Sie als zuständiger Redakteur die betreffende Sendung gar nicht gesehen haben.

Wie wollen Sie den Zweck dafür einsehbar erklären, daß während Ihrer Sendung mindestens zehn Mal in verschiedenen Einstellungen ein Modelleisenbahnzug im Bild herumfuhr, an dessen Ende ein Wagen in besonders heller Farbe und mit großer Aufschrift 'Märklin' angehängt war.

Da kann durchaus die Frage entstehen, ob Ihre Mitarbeiter schon so sehr abgestumpft sind, daß ihnen eine derartig auffällige und eindeutige Werbung nicht mehr peinlich ist bzw. gar nicht mehr wahrgenommen wird. Oder ob die Verantwortlichen Ihrer Landesrundfunkanstalt schon so weit mit der Wirtschaft verfilzt sind und so autoritär auftreten, daß niemand mehr von den vielen an der Sendung Beteiligten in Ihrem Hause dagegen etwas zu sagen wagt. - Als Befürworter des öffentlich-rechtlichen Systems und als Gebührenzahler möchte ich das nicht gern annehmen.

Von der ARD war zu erfahren: "Da diese Sendung von den Landesrundfunkanstalten für die Dritten Programme hergestellt wird, ist die Zuschauerredaktion des Ersten leider nicht die richtige Adresse für Ihre Anmerkung. Die Sendung über Eisenbahnen, die am 1. August ausgestrahlt wurde, hat der Südwestrundfunk produziert. Bitte wenden Sie sich daher an den Südwestrundfunk..."

Demnach gelten die ARD-Richtlinien für Werbung nicht für die von ihr ausgestrahlten, sondern nur für die von ihr produzierten Sendungen. Da erhebt sich die Frage, ob es denn bei Ihnen entsprechende Richtlinien gibt und wie und von wem diese auf ihre Einhaltung überprüft werden.

Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhr
Amperstr.32, 82296 Schöngeising
Tel. 08141 222650


Absender: "Rudolf Kuhr" <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Empfänger: <Planet-Wissen (ät) swr.de>
Kopieempfänger: <Intendantur (ät) swr.de>, <Justitiariat (ät) swr.de>, "Zuschauerredaktion ARD" <zured (ät) das-erste.de>, <zapp (ät) ndr.de>, "ARD Panorama" <panorama (ät) ndrtv.de>, "Monitor WDR" <monitor (ät) wdr.de>
Datum: 23. Aug 2005 10:57
Betreff: Re: Antwort: Schleichwerbung

ich bitte um eine Stellungnahme zu nachfolgendem Brief vom 08.08.05 R.K.

Sendung 'Planet Wissen' am 01.08.05 im WDR

siehe vorhergehenden Brief


From: Mail Delivery System <Mailer-Daemon (ät) swr.de>
To: Humanist.Aktion (ät) t-online.de
Subject: Mail delivery failed: returning message to sender
Date: Tue, 23 Aug 2005 11:22:37 ?

This message was created automatically by mail delivery software.

A message that you sent could not be delivered to one or more of its
recipients. The following address(es) failed:

Intendantur (ät) swr.de:

SMTP error from remote mailer after RCPT TO:<Intendantur (ät) swr.de>:
host slnst001.swr.de [10.127.101.12]:
550 Intendantur (ät) swr.de... No such user


Absender: <Planet-Wissen (ät) swr.de>
Empfänger: <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Datum: 24. Aug 2005 09:15
Betreff: Re: Antwort: Schleichwerbung

Return Receipt
Your Re: Antwort: Schleichwerbung
document:

was Planet-Wissen FS/FS/BA/SWR/DE
received by:

at: 24.08.2005 09:15:56


Absender: <Referendar.Justitiariat (ät) swr.de>
Empfänger: <Humanist.Aktion (ät) T-Online.de>
Datum: 31. Aug 2005 08:53
Betreff: Re: Antwort: Schleichwerbung

Return Receipt
Your Re: Antwort: Schleichwerbung
document:

was Referendar Justitiariat/JU/MZ/SWR/DE
received by:

at: 31.08.2005 08:53:41


 
Da bisher weder von der Redaktion, noch vom Justitiariat eine Antwort erfolgte, ist davon auszugehen, daß hier ein Fall von Schleichwerbung durch den öffentlich-rechtlichen Sender SWR vorliegt!
 

Schleichwerbung legt die Axt an die Glaubwürdigkeit der Medien.

Horst Köhler, Bundespräsident 2006

  Brief an das ZDF zum Thema Werbung 


 
Mit freundlichen Empfehlungen 
Humanistische AKTION  
4/2001 
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www.humanistische-aktion.de/fee.htm#sch

Aktualisiert am 03.02.12