Was Sie schon immer über
Sex wissen wollten

Die am meisten gestellten Fragen zum Thema Nr.1 -
und offene Antworten von Sexual-Therapeuten
 

Sex - für viele die schönste (und natürlichste) Sache der Welt. Und bei Männern und Frauen steht Sex auch bei den Gesprächsthemen ganz oben. Immer wieder dieselben Fragen - hier gibt's die passenden Antworten.

Wie wichtig ist Sex üherhaupt?

Die körperliche Liebe ist uns mit den Genen eingepflanzt (Fortpflanzungstrieb) - und deshalb ein Grundstein unseres Lebens. Aber: Fernsehen, Werbung und Filme vermitteln uns oft den Eindruck, dass Sex zum täglichen Leben gehört wie Zähneputzen. Das ist falsch! Experten sagen: Sex ist immer noch etwas Besonderes, denn im Gegensatz zu Tieren empfindet der Mensch dabei auch Gefühle wie Zärtlichkeit, Nähe usw. Folge: Ist die Sexualität in der Partnerschaft gestört, ist das ein deutliches Warnzeichen für eine Gefühlskrise.

Wie oft in der Woche ist normal?

Liebe kennt zwar keine Norm. Aber die Statistik sagt: Unter 30 Jahren im Schnitt 3,3 Mal die Woche. Um 40: 2,4 Mal. Um 50:1,7Mal. Um 60:1,3 Mal (Kinsey-Report, diese Zahlen sind Werte von Frauen und Männern).

Warum haben Männer meist mehr Lust als Frauen?

In den Genen des Mannes ist programmiert, möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Deshalb die erhöhte Lust. Biologen haben festgestellt, dass Frauen in der Zeit des Eisprungs (1 Mal/ Monat) besonders leicht zu erregen sind - um sich fortzupflanzen.

Mütter sollen weniger Lust auf Sex haben als kinderlose Frauen?

Ja. Sie sind häufig zu erschöpft, weil der Nachwuchs sie Tag und Nacht auf Trab hält. Solange sie stillen, ist zudem durch die Hormonumstellung ihr Verlangen geringer.

Kann man Sex und Liebe trennen?

Männer schaffen dies wegen ihrer Gene leichter. Frauen suchen aus biologischer Sicht eher einen Beschützer für die Kinder, Wärme und Nähe.

Wie lange sollte das Liebesspiel mindestens dauern?

Sex ist kein Fußballspiel, vergessen Sie alle Zeitregeln. Von 5 Minuten bis 24 Stunden (Tantra) ist alles möglich - Hauptsache, es macht beiden Spaß.

Warum kommen viele Männer so schnell zum Höhepunkt?

10 bis 20 Prozent der Männer leiden darunter (und ihre Partnerinnen!). Wissenschaftler sprechen dabei von "Ejaculatio praecox" (vorzeitiger Samenerguss). Schuld daran sind Nervosität, Stress, Erfolgszwang. Oft hilft schon eine entspannte, romantische oder auch spielerische Atmosphäre mit viel Zeit füreinander.

Kann man auch ohne Orgasmus befriedigt sein?

Wissenschaftlich wird Befriedigung mit Orgasmus gleichgestellt. Aber: Bei Frauen - und auch bei Männern - kann sich durch lange Zärtlichkeiten ein Gefühl tiefer Befriedigung einstellen. Besonders bei Potenzproblemen ist dies ein guter Weg, die Liebe trotzdem zu genießen.

Welche Stellung mögen Frauen besonders, welche Männer?

Ergebnis verschiedener Studien: Frauen genießen die Frau-oben-Position. So können sie die Bewegungen steuern. Aus dem gleichen Grund lieben Männer die Mann-oben-Position.

Was hassen Frauen am meisten beim Sex, was Männer?

Sie: Alkoholfahne, mangelnde Zärtlichkeit, wenn er sich nach der Liebe gleich umdreht, die Frage "Na, wie war ich?" Und: Wenn er im Bett die Socken anbehält. Er: Wenn sie passiv ist, kein Wort redet, einen Orgasmus vortäuscht. Und: dicke Cremeschicht, zu starkes Parfüm.

Wo sind die geheimen Lustzonen bei Mann und Frau? Bei ihr: Lippen (beim Küssen wird ein Hormonfeuerwerk ausgelöst), die Haut gleich unter dem Bauchnabel, Kniekehlen (in der Mitte stecken Lustpunkte). Bei ihm: Ohren (beim Streicheln wird "Stromstoß" durch den Körper gejagt), Brustwarzen, Po (Nervenverbindungen zu Lustpunkten).

Wie viele Männer und Frauen gehen fremd?

54 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen.

Soll man einen Seitensprung immer beichten?

Nein. Eine einmalige Affäre ist zu unbedeutend, die Beichte würde den Partner verletzen, womöglich die Beziehung zerstören. Sind echte Gefühle im Spiel, sollten Sie sich zwischen den Partnern entscheiden - und "beichten".

Flirten und das erste Mal Sex. Wie lange soll Frau/Mann warten?

Frauen, die sich rar machen, sind für ihn interessanter. Also ruhig erst nach mehreren Treffen mit dem Traummann ins Bett. Männer sollten das respektieren. Auch für sie erhöht sich so der Reiz.

Wann haben heute Jungen und Mädchen das 1. Mal Sex?

Im Schnitt mit 15.

In welchem Alter ist Sex am besten?

Frauen genießen ab 40 die Liebe am meisten. Sie sind entspannter, weil die Verhütungsfrage immer unwichtiger wird.
Bei Männern nimmt die Potenz schon ab 20 langsam ab doch der Genuss bleibt.

Welche Früchte, Kräuter, Gewürze fördern die Lust?

Trauben, Feigen, Datteln wirken aufbauend. Ingwer, Muskat und Rosmarin enthalten Mineralien und B-Vitamine, die die Lust beleben. Chili macht scharf durch durchblutungsförderndes Capsaicin.

Ist Sex wirklich so gesund?

Ja. Durch regelmäßigen Sex sinkt bei Männern das Herzinfarkt-Risiko um 17%. Bei Frauen beugt der Östrogen-Schub sogar Cellulite vor.

TVneu 24/00

 

Wenn du das Ende von dem erreichst, was du wissen solltest,
stehst du am Anfang dessen, was du fühlen solltest.

Kahlil Gibran

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TV-Kulturmagazin-Beitrag:

'Das da unten'

'Vulva' - Die Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechts 

Das öffentliche Entblößen der Vulva war einst ein beliebtes Fruchtbarkeitsritual. Heute gilt es als obszöner Akt. Denn eine unverhüllte Vulva ist bei uns ein Tabu, ein Fall für den Jugendschutz. Zu einem neuen Blick lädt uns nun Mithu Sanyal ein. Sie hat in einem bahnbrechenden Buch erforscht, wie das weibliche Geschlechtsorgan in der westlichen Welt systematisch unsichtbar gemacht wurde. Obwohl es doch eigentlich viel zu sehen gibt.

In der europäischen Kunstgeschichte ist die Vulva ein Phantom. Männer haben einen Penis, Frauen - eine Leerstelle zwischen den Beinen. "Das da unten" hat noch nicht einmal einen richtigen Namen. "Das weibliche Geschlecht existiert nicht", weiß Mithu Sanyal. "Es ist die Abwesenheit. Es ist nur ein Loch. Und unsichtbar ist es tatsächlich in der Sprache. Wenn wir über Vulva reden, benutzen wir nicht das Wort Vulva, sondern wir sagen immer Vagina. Und Vagina ist einfach lateinisch für Scheide. Denn es ist dafür gut, dass der Mann da sein Schwert reinstecken kann. Damit ist das komplette sichtbare weibliche Genital unsichtbar geworden. Die Vagina ist tatsächlich nur eine Körperöffnung - also der Schleimhautschlauch, der das äußere mit dem inneren Genital verbindet."

Unsichtbar geworden

Wo es nur ein Loch für den Penis des Mannes gibt, gibt es auch kein eigenes Begehren, keinen Willen, keine Kreativität. Die Frau ist passiv, der Aktivität des Mannes ausgeliefert. Ein Denkmuster, das viele Frauen widerspruchslos hinnehmen. Sie haben noch nicht einmal eine genaue Vorstellung von ihrem eigenen Geschlechtsteil. "Kleine Jungs lernen, dass sie auf ihren Penis stolz sein können", sagt Mithu Sanyal, "und Mädchen lernen, dass sie 'das da' sauber zu halten haben. Im Konkreten war es wirklich so, dass ich selbst keine Ahnung davon hatte, wie meine Vulva aussieht, dass mein Geschlechtspartner das wusste, ich aber nicht. Und dass ich nie gelernt habe, mir das anzugucken, während ich viel, viel Zeit als Jugendliche damit verbracht habe, im Spiegel zu gucken, ob ich denn Cellulite hinten an den Beinen haben könnte. Es kann also nicht daran liegen, dass es schwierig ist, das zu sehen, sondern vielmehr damit, dass ich gelernt habe, da nicht hinzugucken."

Nicht weggucken, sondern die Vulva neu entdecken und sichtbar machen - dazu möchte Mithu Sanyal animieren. Möglich ist das nicht allein im Internet oder durch das Werk feministischer Künstlerinnen, die offensiv die Vulva zum Gegenstand ihrer Arbeit machen. Vielmehr ist das Enthüllen des weiblichen Genitales ein lebensspendender Akt, der sämtliche Kulturkreise verbindet. Er findet sich in gotischen Kathedralen, griechischen und nordischen Mythen, hinduistischen Götterlegenden, weiß Mithu Sanyal. "In den ganzen Mythologien hat die Vulva die Welt gerettet. Man konnte Löwen damit verjagen - und den Teufel. Und das Gras zum Wachsen bringen. Erst im Laufe der Jahre wurde die Vulva dämonisiert. Da wurde dann gesagt: Das ist das Tor zur Hölle."

Vulva-Kult

Ein Monster mit Zähnen, das mordet und Männer kastriert: So wird die Vulva seit dem Sieg der monotheistischen Religionen diffamiert. Doch der heidnische Vulva-Kult lebt fort. Der moderne Striptease geht auf religiöse Schleiertänze zurück, die die Götter gnädig stimmen sollten. Und selbst der patriarchalische Islam feiert heimlich den Vulva-Kult. Die Pilgerstätte in Mekka war vor Mohammed ein matriarchalischer Vulva-Tempel.

Das Verblüffendste für Mithu Sanyal war der schwarze "Meteorit" in der Kaaba in Mekka. "Den wollen alle Pilger berühren, küssen als Ziel ihrer Pilgerfahrt nach Mekka. Dieser schwarze Meteorit ist von einem silbernen Band umkränzt. Und das bildet die Vulva nach. Man sieht das auch sofort ganz deutlich. Tatsächlich ist auch die Kaaba in Mekka ursprünglich in vor-islamischer Zeit das Heiligtum der Göttin Al-Lat, aus der dann später Allah wurde."

Ein mutiges Aufklärungswerk

Allah ist eine Frau, und ihre Vulva ist groß. Doch auch die Christen feiern heimlich die Vulva: Das Herz Marias, durchbohrt von phallischen Schwertern, ist nichts anderes als ein heidnisches Vulva-Symbol. Seine Fortsetzung findet es auch in den Gummi-Muschis heutiger Sexshops. Trotz allem bietet Mithu Sanyals Buch keine Fläche für schlüpfrige Männerfantasien. Es ist ein mutiges Aufklärungswerk - nicht nur für Frauen, meint Mithu Sanyal. "Ich glaube, dass das ein durchaus sehr interessantes Buch für Männer ist. Ich weiß ja, dass die meisten Männer, die ich kenne, schon sehr für die Vulva interessieren und gerne mehr darüber wissen wollen würden."

Unerwartete Einblicke gewährt Mithu Sanyal damit jeder Art von Lesern. Aus der Perspektive der Vulva schreibt sie die Kulturgeschichte des Abendlandes neu. Und ermöglicht so zugleich eine neue Sicht auf den Ursprung der Welt.

von Florian Borchmeyer

© ZDF 2009 Sendung 'aspekte' vom 13.02.2009 http://aspekte.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,7515336,00.html

Buch: 'Vulva - Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts' von Mithu M. Sanyal; gebunden mit Schutzumschlag, 240 Seiten mit vielen Abbildungen; Verlag Klaus Wagenbach

Ausstellung zum Thema: 'Diana und Actaeon - Der verbotene Blick auf die Nacktheit' museum kunst palast, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf (Nur bis 15.02.2009)

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6/2000 
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www.humanistische-aktion.de/sex.htm

 

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'Das da unten' - 'Vulva' - Die Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechts.

Kultur und Sexualität - Zusammenhänge und Widersprüche.

Pornografie vermindert sexuelle Gewalt? - Eine gewagte These.

Buchtipp
BZGA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung):FORUM Sexualaufklärung, Heft 1-2009 &endash; Medien, Bestellnummer 13329211, E-Mail für Bestellungen: order (ät) bzga.de
oder:Ostmerheimer Str. 220, 51109 Köln, Tel.: 02 21/89 92-0, Fax: 02 21/89 92-300
Ein ganzes Heft mit Artikeln zu den Auswirkungen medialer Einflüsse rund um Jugendkultur und Sexualität. Insbesondere der dritte Beitrag beschäftigt sich mit Pornografie und deren Einfluss auf Vorstellungen von Sexualität und Partnerschaft bei Teenagern.

Im Internet: www.sexwoerterbuch.info/

Stichwortverzeichnis

Aktualisiert am 12.11.11