Zitate zu Religion 5

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Achtung, die Zitate können Gefühle verletzen!
Sollte dies so sein, liegt es weniger an den Zitaten als an einer mangelnden inneren Sicherheit des Lesers.
Ein vernünftiger Glaube wird durch Zweifel nicht erschüttert, sondern gefestigt.

 

> > >  Z i t a t e  < < <

 

Sehnt sich das Erdenkind nach einem höheren, seligeren Glück, seiner weiteren, unbekannten Heimat, so nennt es sein Sehnen - Glaube; sehnt es sich nach einem verlornen, irdischen Glück, so nennt es sein Sehnen - Heimweh!
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Gott ist nicht wählerisch in seinen Boten und Werkzeugen, und die irren sich, die da meinen, daß er die Welt mit spitzen Fingern anfasse und das nämliche von ihnen verlange.

Wilhelm Raabe, Dichter (1831-1910)

*

Es ist kein Zufall, daß die katholische Kirche bis heute im Kampf gegen die Sünden des Sexualbereichs, ein größeres Engagement zeigt als gegen die Verbrechen gegen das menschliche Leben bei Krieg, Massentötung und Todesstrafe.

Eine Menschenopfer-Religion, die der Meinung ist, durch Blutvergießen seien wir erlöst. Eine Religion, die ständig von ihren Gläubigen und Priestern verlangt, Blut zu trinken, ist für mich eine Religion für Kannibalen.

Uta Ranke-Heinemann, Theologin *1927

*

Wenn man einen Mysteriengeweihten heute ins Leben zurückrufen könnte, so würde er uns bestätigen, daß er sich bei der Heilandsgestalt Jesus von der Geburt bis zur Himmelfahrt Szene für Szene an die beiden Heilande Dionysos und Herakles erinnert fühlt.
...
Die Kirche ist dessen schuldig, was sie den anderen vorwirft, sie hat gestohlen; es ist das alte Lied: Haltet den Dieb! Das ist die Taktik, wenn man die Verfolger von sich ablenken will, während man doch selber der eigentliche Dieb ist.

Hermann Raschke, Theologe

*

Wehe dem, der ein Kind in Furcht erzieht,
und wenn es die Furcht vor Gott wäre!
Denn er schändet unabsehbare Menschengeschlechter.

Walther Rathenau, Politiker (1867-1922)

*

Der da bei Weihrauch und bei Kerzenscheine
Sich gängeln läßt durch Murmeln und durch Bücken,
Der wandelbare Gott ist nicht der meine.
Den Willen meines Gottes kann nichts verrücken,
Mein Gott ist das Gesetz, das ewig Eine!
Zerschellt, ihr des Gebetes morsche Krücken!

Oskar von Redwitz, Schriftsteller (1823-1891)

*

Der Kern des Lebensglücks ist das sexuelle Glück. ... Es ist wichtig, sich völlig klarzumachen, daß es heute Menschen mit durchgearbeiteter, ruhig entwickelter, sexualbejahender Struktur nicht gibt, denn wir alle sind durch die autoritäre, religiöse, sexualverneinende Erziehungsmaschinerie beeinflußt worden.

Wilhelm Reich, Psychiater (1897-1957)

*

Gott hat in meinem Leben nie auch nur eine Sekunde existiert. Ihre Frage, ob Gott mein "kulturelles Schaffen" tangierte, entfällt also. Auf die Frage:"Wer ist Gott für Sie?" kann ich aber antworten: Gott ist eine literarische Figur wie Odysseus, Faust oder Hamlet. Geschaffen wurde sie nach einem Vorbild, und das Vorbild ist der Mensch. Schon im 18.Jh. heißt es in der deutschen Aufklärung, vor allem bei Lichtenberg, Gott schuf den Menschen nach seinem Vorbild. Das bedeutet nichts anderes, sagt Lichtenberg, als daß der Mensch Gott nach seinem Vorbild schuf.

Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker *1920

*

Niemals ist jemand weniger Priester gewesen als Jesus, niemals ein größerer Feind der Formen, welche die Religion unter dem Vorwande, sie zu beschützen, ersticken.

Ernest Renan, Religionswissenschaftler (1823-1892)

*

Das Christentum aber hat seinen Weg in die Welt dem Judentum wie dem Heidentum gegenüber mit einer entschlossenen Ablehnung des liturgischen Erbes angetreten ... Jesus selbst war liturgisch durchaus uninteressiert und hat sich über eine künftige Gestaltung des Gottesdienstes seiner Gemeinde keine Gedanken gemacht.

Franz Rendtorff, Theologe (1860-1937)

*

Die Verkirchlichung des Christentums bedeutet völlige Entwertung seines eigentlichen Begriffes und seiner Wahrheit.

Hermann Reschke

*

Christentum bedeutet heute zum großen Teil Paulus.

G. Ricciotti, Theologe

*

Man kompromittiert sich weniger, wenn man von der Kanzel gegen unkeusche Bademode und gegen die Bordelle loszieht als gegen faschistische Diktatur und Konzentrationslager.

Paul Ricoeur, Philosoph (1913-2005)

*

Zu dem Adler sprach die Taube:
Wo das denken aufhört, da beginnt der Glaube;
Recht, sprach jener, mit dem Unterschied jedoch,
Wo du glaubst, da denk' ich noch.

Ludwig Robert, Schriftsteller (1778-1832)

*

Die Hypothese 'Gott' hat heutzutage keinen Nutzwert mehr für die Erklärung der Natur, sie steht nur allzu oft einer besseren und genaueren Erklärung im Wege. Gott läßt sich heute eher mir einem kosmischen Fabelwesen vergleichen, als mit der Gestalt eines Herrschers. ...

Für einen gebildeten Menschen wird der Glaube an einen solchen Gott bald ebenso unmöglich wie der Glaube daran, daß die Erde eine Scheibe ist, daß Fliegen aus dem Nichts entstehen, daß Krankheit eine göttliche Strafe ist oder daß der Tod etwas mit Zauberei zu tun hat. Götter wird es allerdings immer geben, einmal, weil ganz bestimmte Leute an ihnen interessiert sind, oder weil träge Gemüter ihnen Unterkunft in ihrem Denken gewähren oder sie werden von Politikern als Werkzeuge gebraucht oder sie dienen als Refugium für unglückliche oder einfältige Menschen. (in seinem Klassiker "Gott ist anders", 1963)

John A. T. Robinson, Bischof, (1919-1983)

*

Die beste von allen Religionen ist zweifellos auch die deutlichste, und wer den Gottesdienst, den er mir predigt, mit Geheimnissen, mit Widersprüchen belastet, der berechtigt mich hierdurch selbst, ihm nicht zu trauen

- - -

Indem das Christentum solche hohen Anforderungen stellt,
macht es sie selbst undurchführbar und unnütz.

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Wer zu sagen wagt, »außerhalb der Kirche gibt es kein Heil«, muss aus dem Staat verjagt werden.

Jean Jacques Rousseau, Philosoph (1712-1778)

*

Bricht einst mein Lebensmut,
Dann könnt ihr vielleicht mich erwerben;
Denn eure Lehr' ist gut
Zu nichts auf der Welt als zum Sterben.
...

Dies Richtmaß halte fest! Der Glaube wird zum Toren,
Zum Narr'n die Wissenschaft, wo sie das Maß verloren.
...

Die Liebe Gottes kann so werden übertrieben,
Daß sie für Sünd' es hält, den Menschen auch zu lieben.
...

Man soll zu Recht erkennen,
Und schaffen schnellen Rath:
Wie ist die Eh' zu trennen
Der Kirche mit dem Staat?

Als Recht, als ausgemachtes,
Vor Gott und vor der Welt
Gilt, daß sein Eingebrachtes
Ein jeder Theil erhält.

Der Kirche bleib der Glaube,
Das Uebrige dem Staat,
Damit man keinem raube,
Was es von Haus aus hat.
...

Das neue Gotteshaus, preist es,
Wo alle Religionen
Verträglich zusammenwohnen;
Deist, Theist und Atheist,
Jud und Heid und Christ.
Mang unter dem
Gottesanbeterhaufen
Ein Teufelsverehrer
auch mitlaufen,
Wir müssens uns lassen gefallen
In unseren Freiheitshallen.

Friedrich Rückert, Dichter (1788-1866)

*

Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.
...
Die Kirche erklärte die Ehe für unauflösbar und rottete jede Kenntnis der ars amandi (Liebeskunst) aus; so tat sie alles, was in ihrer Macht stand, damit die einzige Form der Sexualität, die sie gestattete, möglichst wenig Vergnügen und möglichst viel Leid mit sich brachte.
...
An der Sexualität ist nichts Schlechtes, und die herkömmliche Einstellung dazu ist krankhaft. Ich glaube, in unserer Gesellschaft bewirkt kein anderes Übel soviel menschliches Elend...
...
Jede Unwissenheit ist bedauerlich, aber Unwissenheit auf einem so wichtigen Gebiet wie der Sexualität ist eine ernste Gefahr.
...
Das Christentum unterscheidet sich von anderen Religionen durch seine größere Bereitschaft zu Verfolgungen. Die ganze Vorstellung von Gott stammt von den alten orientalischen Gewaltherrschaften. Es ist eine Vorstellung, die freier Menschen unwürdig ist.
...
Eine gute Welt braucht Wissen, Güte und Mut; sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit, keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte, die vor langer Zeit von unwissenden Männern gesprochen wurden.
...
Wenn man sich umsieht, so muß man feststellen, daß jedes bißchen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von der organisierten Kirche bekämpft wurde. Ich sage mit vollster Überlegung, daß die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschritts in der Welt war und ist.

Bertrand Russel, Philosoph (1872-1970)

*

Wen jedes Pfaffen Wort
Gleich reißt zu Tränen fort,
Der ist, wenn das Gefühl verpufft,
Zumeist ein Schwächling oder Schuft.

Friedrich von Sallet, Dichter (1812-1843)

*

Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen ... In dieser Stunde muß die Stimme des Mannes gehört werden, der als der deutsche Prophet im 16. Jahrhundert einst aus Unkenntnis als Freund der Juden begann, der, getrieben von seinem Gewissen, getrieben von Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.

Martin Sasse, evang. Landesbischof von Thüringen (1890-1942)

*

Eifersucht, Mord, Selbstmord, Perversionen jeglicher Art, Heuchelei, zahlreiche Frustrationen und Aggressionen, totale Verdinglichung der Frau ... Entwertung der Lebensgemeinschaft von zwei Personen zu lebenslänglichem Gefängnis und Vernachlässigung der Hauptaufgaben der Ehe und der Familie bzw. der verantwortungsvollen Sorge für die Kinder sind einige der zahllosen Früchte der sexualfeindlichen Moral der Kirchen, die ihr destruktives Werk im sexuellen Bereich des Menschen noch heute im Namen Christi und mit allen Mitteln gegen alle Menschen verteidigen...

Demosthenes Savramis, griech. Theologe

*

In einer Welt, die eine Gottheit nach einem Plane erschaffen oder in der eine Gottheit außerhalb des Menschen in irgend einem Sinne über Zukünftiges verfügt, ist der Mensch als sittliches Wesen, als Person vernichtet.

Max Scheler, Philosoph (1874-1928)

*

Erhebt euch von der Erde,
Ihr Schläfer aus der Ruh!
Schon wiehern uns die Pferde
Den guten Morgen zu.
Die lieben Waffen glänzen
So hell im Morgenrot,
Man träumt von Siegeskränzen,
Man denkt auch an den Tod.
Du reicher Gott in Gnaden,
Schau her vom blauen Zelt,
Du selbst hast uns geladen
In dieses Waffenfeld.
Laß uns vor dir bestehen
Und gib uns heute Sieg,
Die Christenbanner wehen,
Dein ist, o Herr, der Krieg.

aus "Soldatenmorgenlied", Max von Schenkendorf, Dichter (1783 - 1817)

*

Hochheilige Dummheit, unsterbliche,
gepriesen sei du!
Denn dein ist die Kraft der Trägheit
und die Macht der Gewohnheit
und das Reich des Unverstandes
und der Beifall des größten Haufens
in Ewigkeit! Amen!

...

Je dümmer, desto schöner, je alberner, desto verehrungswürdiger, je sinnloser, desto erbaulicher. In diese zwölf Worte faßt sich bekanntlich das Ergebnis sämtlicher Dogmengeschichten, sämtlicher Religionen zusammen.

Johannes Scherr, Historiker (1817-1886)

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Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, Die du mir nennst. - Und warum keine? - Aus Religion!
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Wozu zwingt man die Menschen in bestimmte Religionssysteme, wenn sie nachher Jahrzehnte brauchen, um wieder davon loszukommen?
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Herders Predigt hat mir besser als jede andere, die ich in meinem Leben zu hören bekommen habe, gefallen - aber ich muß Dir aufrichtig gestehen, daß mir überhaupt keine Predigt gefällt..., eine Predigt ist für den gemeinen Mann; der Mann von Geist, der ihr das Wort redet, ist ein beschränkter Kopf, ein Phantast oder ein Heuchler. (in einem Brief an Körner)
...
Die goldene Zeit der Geistlichkeit fiel immer in die Gefangenschaft des menschlichen Geistes.
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Man sollte sich zur heiligsten Pflicht machen, dem Kinde nicht zu früh einen Begriff von Gott beibringen zu wollen. Die Forderung muß von innen heraus geschehen, und jede Frage, die man beantwortet, ehe sie aufgeworfen ist, ist verwerflich. Das Kind hat vielleicht seine ganze Lebenszeit daran zu wenden, um jene irrigen Vorstellungen wieder zu verlieren.
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Der zahlreichere Teil der Menschen wird durch den Kampf mit der Not viel zu sehr ermüdet und abgespannt, als daß er sich zu einem neuen und härteren Kampf mit dem Irrtum aufraffen sollte. Zufrieden, wenn er selbst der sauren Mühe des Denkens entgeht, läßt er andere gern über seine Begriffe die Vormundschaft führen und ergreift mit durstigem Glauben die Formeln, welche der Staat und die Priester für ihn in Bereitschaft halten.
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Verstand ist stets bei wen'gen nur gewesen.

Friedrich Schiller, Dichter (1759-1805)

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Die Vervollkommnung der Glaubenslehren und der Systeme ist oftmals eher alles, nur nicht Vervollkommnung der Religion; ja nicht selten schreitet jene fort ohne die geringste Gemeinschaft mit dieser.
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Nicht der hat Religion, der an eine heilige Schrift glaubt, sondern welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte.
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Sooft ein Fürst eine Kirche für eine Korporation erklärte, für eine Gemeinschaft mit eigenen Vorrechten, für eine ansehnliche Person in der bürgerlichen Welt sooft ein Fürst, sage ich, zu dieser gefährlichsten und verderblichsten aller Handlungen sich verleiten ließ, war das Verderben dieser Kirche unwiderruflich beschlossen und eingeleitet. Wie ein furchtbares Medusenhaupt wirkt eine solche Konstitutionsakte politischer Existenz auf die religiöse Gesellschaft: alles versteinert sich, sobald sie erscheint.

Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher, Theologe (1768-1834)

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Es wäre doch wirklich an der Zeit, die christliche Mythologie mit all ihren Göttern, Halbgöttern, Sehern, Himmeln und Höllen (und natürlich auch die rezenten Dekorationen) dahin abzustellen, wohin sie historisch und wertmäßig gehört: nämlich in die Nähe der römischen und griechischen.
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Gibt denn niemand die Tatsache zu denken, daß von unserem großen Sechsfachgestirn - Goethe, Herder, Klopstock, Lessing, Schiller, Wieland: nie sah die Welt gleichzeitig ihresgleichen! -, daß von diesen Sechsen  n i c h t  e i n e r  katholisch war; dafür aber drei - die besseren Drei! - e r k l ä r t e  F e i n d e  jeder positiven Religion, deutlicher: des Christentums?!

Arno Schmidt, Schriftsteller (1914-1979)

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Das stärkste Argument gegen Gott
wäre der Beweis seiner Existenz.
...
Leben ohne Gott:
eine Entscheidung für den Menschen

Michael Schmidt-Salomon, Pädagoge

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Nicht bloß die Untaten einzelner Christen, sondern das verfasste Christentum selbst als Ideologie, Tradition und Institution lastet als Fluch auf unserer Zivilisation, der bis zu den Katastrophen des 20. Jahrhunderts reicht, während der christliche 'Segen' stets von Individuen ausging, die das, was sie Gutes taten, allzu oft gegen den Widerstand der amtskirchlichen Autoritäten durchsetzen mussten.
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Ich habe den Eindruck, dass das verfasste Christentum in der modernen Welt sein tatsächliches Ende längst hinter sich hat, aber ohne dies bemerkt zu haben. Kirche als moralische Anstalt und als soziale Veranstaltung - das verdient Respekt und Unterstützung. Die Kirchen sind nicht zufällig leer, denn wer versteht schon die Predigten, Bibel- und Liedertexte? In Wahrheit haben die Kirchen nichts spezifisch Christliches mehr zu sagen. Das Christentum hat unsere Kultur auch positiv geprägt, das ist wahr, wenn auch seine kulturelle Gesamtbilanz insgesamt verheerend ausfällt; seine positiv prägenden Kräfte haben sich erschöpft oder sind übergegangen in die Energien eines profanen Humanismus. Der neuzeitliche Aufklärungsprozess folgte dabei selbst einem christlichen Gebot - dem der Wahrhaftigkeit - und damit einer "zweitausendjährigen Zucht zur Wahrheit, welche am Schlusse sich die Lüge im Glauben an Gott verbietet" (Nietzsche). Erst in seinem Verlöschen könnte sich der Fluch des Christentums doch noch in Segen verwandeln.

Herbert Schnädelbach (*1936)
Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin

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Die Fälschungen beginnen in neutestamentlicher Zeit und haben nie aufgehört.
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Was am Sonnenmythos schön und erhaben war, hat das Christentum übernommen; Helios wurde Christus.
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Vor allem haben zwei große griechische Mythenschöpfungen das Christentum aufs tiefste beeinflußt, der Mythos von dem menschgewordenen Gott, der mit den Menschen leidet und stirbt, und der Mythos von der gefangenen Seele und ihrer Befreiung durch einen göttlichen Erlöser.
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Überall sind Gegensätze und Widersprüche(NT)...Die einen sagen: Gültig ist "was in allen Kirchen gelesen wird", die anderen:"was von den Aposteln stammt", die dritten unterscheiden sympathischen oder unsympathischen Lehrgehalt.
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Aus der Gemeinschaft der Liebe wurde die Kirchenzucht, aus dem allgemeinen Priestertum eine juristisch einwandfreie Amtshierarchie, aus dem göttlichen Herrn im Geist der gesetzlich geschützte Bischof. An die Stelle der Ekstatiker traten die Advokaten, und schließlich wurde auch das Verhältnis Gottes zum Menschen durch einen Rechtskodex geregelt.
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Paulus und seine griechischen Gemeinden haben das gleiche erlebt wie die Mysten von Eleusis bei dem heiligen Kykeon, die des Dionysos bei dem herumgereichten Weinbecher, die der Kybele bei dem Essen und Trinken aus dem heiligen Kymbalon und Tympanon und die des Mithras bei Brot und Wein. Die Einsetzungsworte werden schon bei Paulus ähnlich wie die Deuteworte in Eleusis gebraucht.
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Nur der kleinste Teil bildete sich aus eigenen Kräften des Christentums, der weitaus überwiegende wurde aus der Philosophie der Umwelt übernommen und christlichen Bedürfnissen angepaßt.
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...ein Brandstifterprozeß (Nero), das Christentum selbst stand dabei überhaupt nicht zur Diskussion.
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Schließlich schrickt man vor keinem Kitsch und vor keiner Sentimentalität mehr zurück, weil die große Masse es so will.
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Die staatlichen Machtmittel traten allmählich in den Dienst der Kirche, diese wurde freilich vom Staat abhängig. Tragischer aber ist, daß nun die Unzulänglichkeit des Menschen einsetzt: aus den Verfolgten werden Verfolger.
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Man kann schon verstehen, daß Julian und mancher andere den Gegensatz zwischen Ideal und Wirklichkeit im Christentum so groß fand, daß sie als ehrliche Menschen mit einem Ideal brechen mußten, das so wenig Kraft besaß.
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Es hat selten in der Geschichte einen so grundsätzlichen und kompromißlosen Antisemitismus gegeben wie im Frühchristentum.
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Vor dem Sieg des Christentums verlangt man, daß der Staat keinen zu einer bestimmten Gottesverehrung zwingen darf, dann aber verlangt man in dem gleichen Ton, daß er alle zur eigenen Gottesverrehrung der Christen zwingen muß, und zwar mit Anwendung aller Gewalt.
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Sogar als Heilige sind Brandstifter und Diebe verehrt worden wie Martin von Tours...Theodor von Amasea...oder Karterios. - Die Anzahl der heidnischen Märtyrer war besonders in Ägypten und Gallien groß.

Carl Schneider, Theologe (1900-1977)

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Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten.
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Endlich kommt noch hinzu, daß der Gott, welcher Nachsicht und Vergebung jeder Schuld, bis zur Feindesliebe, vorschreibt, keine übt, sondern vielmehr ins Gegenteil verfällt...bis auf jene wenigen Ausnahmen, welche durch Gnadenwahl, man weiß nicht warum, gerettet werden. Diese aber bei Seite gesetzt, kommt es heraus, als hätte der liebe Gott die Welt geschaffen, damit der Teufel sie holen solle; wonach er denn viel besser getan haben würde, es zu unterlassen.

...

Alle Religion steht im Antagonismus mit der Kultur.

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Gespräch anno 33

A: Wissen Sie schon das Neueste?
B: Nein. Was ist passiert?
A: Die Welt ist erlöst.
B: Was Sie sagen.
A: Ja. Der liebe Gott hat Menschengestalt angenommen und sich in Jerusalem hinrichten lassen;
dadurch ist nun die Welt erlöst und der Teufel geprellt.
B: Ei, das ist ja ganz scharmant.

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Der Arzt sieht den Menschen in seiner ganzen Schwäche,
der Advokat in seiner ganzen Schlechtigkeit,
und der Priester in seiner ganzen Dummheit.

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Die Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen.
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Religionen sind Kinder der Unwissenheit, die ihre Mutter nicht lange überleben.
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So stark ist die Gewalt früh eingeprägter religiöser Dogmen, daß sie das
Gewissen und zuletzt alles Mitleid und alle Menschlichkeit zu ersticken vermag.
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Seit dem die ultima ratio theologorum, der Scheiterhaufen, nicht mehr ins Spiel kommt,
wäre eine Memme, wer noch viel Umstände mit Lug und Trug macht.
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Alles, was im Christentum Wahres ist, findet sich auch im Brahmanisnus und Buddhaismus.
...

Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen,
dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
...

Es gibt keine andere Offenbarung als die Gedanken der Weisen.

Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860)

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Coles hat sich mit Kindern ausführlich über deren religiöse Vorstellungen unterhalten. Am interessantesten erscheinen mir die Überlegungen der Kinder aus sogenannten agnostischen Familien: Sie sind die tiefsinnigsten. (Robert Coles: Wenn es regnet, wird Gott naß?)

Helmut Schreier, Prof. für Pädagogik

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Nirgends und nie hat je eine Gott-Person auf die Menschen herabgeredet. Es gibt keinen einzigen Satz, kein einziges Wort, das als von Gott aus einer anderen Wirklichkeit gesagt benannt werden könnte. Wo und wann immer Menschen behauptet haben, das Wort Gottes zu besitzen, ist dies nicht aus dem Jenseits geredetes Wort, ist nicht Kundmachung einer ganz anderen Wirklichkeit. Offenbarung als Behauptung einer unantastbaren, irrtumsfreien Willenskundgebung aus einer anderen Welt, gleichsam als Botschaft aus dem Jenseits, ist eine theologische Fiktion... Vielmehr: Alles Reden von Gott ist immer Reden des Menschen über Gott, auf Gott zu.
Der Autor aller Worte Gottes ist immer der Mensch selbst. Wenn es heißt Gott hat gesagt, dann bedeutet das: Der Mensch hat gesagt, Gott habe gesagt ... Selbst die Bibel ist nicht Gottes Wort im Sinne einer Offenbarung aus einer anderen Wirklichkeit. In der Bibel hat nicht eine Gott-Person ihre Gedanken, ihre Vorstellungen und Anweisungen in unsere Welt hineingesagt. Die wissenschaftliche Erforschung der Bibel in den letzten 150 Jahren hat gezeigt, wie sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament Satz für Satz von Menschen gesprochen worden ist. Es lässt sich nicht ein einziger Satz als von jenseits geoffenbartes Wort ausmachen. Diese Kritik spitzt sich zu auf eine zweite These. Sie lautet: Redet der Mensch von Gott, dann redet er von sich selbst ..."

Paul Schulz, Pastor
(Frankfurter Rundschau 2. 2. 1979)

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Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinen Werken die Weihe zu geben, hat nie existiert.
...
Der Anfang der Weisheit über Jesus - und zugleich der Anfang der Ehrfurcht, die wir ihm schulden - ist, daß wir von ihm ohne Phrasen reden.
...
Alles Tiefe ist zugleich ein Einfaches und läßt sich als solches wiedergeben, wenn nur die Beziehung auf die ganze Wirklichkeit gewahrt ist.
...
Jede tiefere Religiosität wird denkend, jedes wahrhaft tiefe Denken wird religiös.
...
Leben braucht Ehrfurcht, die ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung für alles, was lebt.
...
Ethik ist eine bis ins Unendliche erweiterte Verantwortung.

Albert Schweitzer, Theologe (1875-1965)

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Wir sind Teil der Erde,
und sie ist ein Teil von uns.
Die Erde ist unsere Mutter:
was die Erde befällt,
befällt auch die Söhne
und Töchter der Erde.

Aus der Rede des Häuptlings Seattle 1855

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Das Abendmahl hat allmählich aufgehört Mahl zu sein und am Abend begangen zu werden.
...

Nichts an diesen Gedanken (Evangelien) ist spezifisch christlich.

Reinhold Seeberg, Theologe (1859-1935)

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Das Martern der Angeklagten, um ihnen Geständnisse oder auch nur Steuerschulden abzupressen, ist in der christlichen Zeit viel häufiger und grausamer gewesen, als in den vorhergehenden Jahrhunderten. Und wenn man die Folterkammern besucht, die unser frommes Mittelalter hinterlassen hat, so staunt man über die Erfindungskraft, die alles, was das heidnische Altertum im Menschenschinden geleistet hat, unendlich weit hinter sich läßt.

Otto Seeck, Historiker (1850-1921)

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Weist nur die Menschen in den Himmel, wenn ihr sie um alles Irdische betrügen wollt.
...

Wo die meiste sogenannte positive Religion war, war immer die wenigste Moralität.
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Wenn das Christentum schuld an allem Unheil wäre, das man bei seinen Priestern und durch seine Priester sieht, so wäre der Stifter der hassenswürdigste der Menschen.

Johann Gottfried Seume, Schriftsteller (1763-1810)

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O Vater Abraham! was diese Christen sind, deren eigenes hartes Handeln sie lehrt, die Gedanken anderer zu verdächtigen!

William Shakespeare, Dichter (1564-1616)

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Es ist leicht zu verstehen, warum das Christentum Jesu sich politisch und sozial nicht durchsetzen und durch Polizei und Kirche leicht unterdrückt werden konnte, während der Paulinismus die ganze westliche zivilisierte Welt... überflutete.
...
Es ist für mich ebenso leicht, zu glauben, daß das Weltall sich selber geschaffen hat, als daß ein Schöpfer des Weltalls sich selber schuf, nein vielleicht sogar leichter; denn das Weltall existiert in sichtbarer Form und schafft sich selbst im Fortschreiten ständig neu, während ein Schöpfer dieses Weltalls eine Hypothese ist.
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Die Kirchen müssen Demut lernen, wie sie lehren.
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Die Tatsache, daß sich der Gläubige glücklicher fühlt als der Ungläubige, besagt nicht mehr, als daß sich der Betrunkene glücklicher fühlt als der Nüchterne.

Jeder vernünftige Verstand beginnt mit einem lebensbejahenden Atheismus. Er befreit die Seele von Aberglauben, Schrecken, Duckmäusertum, gemeiner Willfährigkeit und Heuchelei und schafft Raum für das Licht des Himmels.

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Hüte dich vor dem Menschen, dessen Gott im Himmel ist!

George Bernard Shaw, Dichter (1856-1950)

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... man muß den Mut haben, laut auszusprechen, daß es für die Menschen besser ist, keinen Glauben zu haben, als nur einen Glauben um des Glaubens willen. Ein Glaube, der nicht der Menschenwürde, sondern lediglich einer Doktrin dient, ist verderblicher als Mangel an Glauben.

Friedrich Sieburg, Schriftsteller (1893-1964)
'Die Lust am Untergang - Selbstgespräche auf Bundesebene' (1961)

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Interessant ist, dass die Priester fast aller Religionen den von ihnen Betreuten immer einreden, es müssten zu Ehren der Gottheit irgendwelche Opfer gebracht werden. Es waren das teils Opfer von Tieren, Menschenopfer, Opfer von Gartenerzeugnissen oder Bargeld. Der größte Teil dieser Opfergaben wurde dann von den Priestern für sich verbraucht. Heutzutage sind an die Stelle der freiwilligen Opfergaben die Kirchensteuern in den jeweiligen Währungen getreten. Die großen kirchlichen Organisationen haben auch gelernt, die ihnen zufließenden Mittel zweckmäßig anzulegen. Einige von ihnen besitzen Milliarden von Aktien und anderen zinstragenden Papieren neben Grundstücken, wirtschaftlichen Betrieben usw.

Merkwürdigerweise ist bei den Menschen, der ja auch zur Säugetiergruppe gehört, das Männchen meistens körperlich stärker und kräftiger als das weibliche Wesen. Es haben daher auch meistens Männer die jeweilige Herrschaft an sich gerissen. Bei den Männern sind zwei Haupttypen zu unterscheiden: politische Herrscher und religiöse Machthaber. Häufig arbeiten beide Gruppen zusammen, manchmal zum Besten, manchmal zum Schaden der Völker.

Ricardo Slomann *1885

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Die christliche Theologie ist die Großmutter des Bolschewismus.

Oswald Spengler, Philosoph (1880-1936)

*

Aus aller guter Leute Mund kann man hören, daß die heilige Schrift das Wort Gottes ist, welches den Menschen die wahre Glückseligkeit oder den Weg des Heils lehrt; indessen denken sie über die Sache selbst ganz anders. Denn die gewöhnlichen Menschen trachten, so scheint es wenigstens, nach nichts weniger als nach einem der heiligen Schrift entsprechenden Leben, vielmehr sehen wir, daß fast alle ihre Hirngespinste für Gottes Wort ausgeben und nur darauf bedacht sind, unter dem Deckmantel der Religion andere Leute zu zwingen, daß sie denken wie sie selbst.

...

Ich habe mich oft darüber gewundert, dass Leute, die sich rühmen, die christliche Religion zu bekennen, also Liebe, Freude, Frieden, Mäßigung und Treue gegen jedermann, dennoch in der feindseligsten Weise miteinander streiten und täglich den bittersten Hass gegeneinander auslassen. (Tractatus theologico-politicus)

...

Da die Religion nicht so sehr in den Handlungen als in der Einfalt und Erkenntnis des Herzens besteht, hat niemand ein Recht über sie, auch der Staat nicht.

Baruch de Spinoza, Philosoph (1632-1677)

*

Die einzige Entschuldigung für Gott ist die, daß es ihn nicht gibt.

Stendhal (Marie Henri Beyle), Schriftsteller (1783-1842)

*

"Im Lügen und betrügen hat das Weib den Vorzug über alles, was da kann verlogen, betrogen und arglistig sein." In der gleichen, schriftlich dokumentierten Predigt in St.Michael, München, wird weiter ausgeführt, daß die Frauen "so wenig Hirn haben als ein Strohputz auf dem Acker, der für die Vogelschau ist hinausgestellt worden". ... "Ich rufe auf Befehl Gottes und so laut ich nur kann, lasset die Hexen nicht leben, mit Feuer und Schwert ist diese menschliche Pest vertilgen."

Georg Stengel, Jesuit (1584-

*

Der Glaube ist zum Ruhen gut,
Doch bringt er nicht von der Stelle;
Der Zweifel in ehrlicher Männerfaust,
Der sprengt die Pforten der Hölle.

Ein Sterbender

Was ich gefehlt, des e i n e n bin ich frei;
Gefangen gab ich niemals die Vernunft,
Auch um die lockendste Verheißung nicht;
Was übrig ist, - ich harre in Geduld.

Auch bleib der Priester meinem Sarge fern;
Zwar sind es Worte, die der Wind verweht,
Doch will es sich nicht schicken, daß Protest
Gepredigt werde dem, was ich gewesen,
Indem ich ruh' im Bann des ew'gen Schweigens.

Kruzifixus

Am Kreuz hing sein gequält Gebeine,
Mit Blut besudelt und geschmäht,
Dann hat die stets jungfräulich reine
Natur das Schreckensbild verweht.

Doch die sich seine Jünger nannten,
Die formten es in Erz und Stein
Und stellten's in des Tempels Düster
Und in die lichte Flur hinein.

So, jedem reinen Aug' ein Schauder,
Ragt es hinein in unsere Zeit,
Verewigend den alten Frevel,
Ein Bild der Unversöhnlichkeit.

Neuer Glaube

Größer werden die Menschen nicht.
Doch unter den Menschen
größer und größer wächst
die Welt des Gedankens.
Strengeres fordert jeglicher Tag
von den Lebenden.
Und so sehen es alle,
die zu sehen verstehen:

Aus dem Glauben des Kreuzes
bricht ein andrer hervor;
selbstloser und größer.
Dessen Gebot wird sein:
Edel lebe und schön,
ohne Hoffnung künftigen Seins
und ohne Vergeltung,
nur um der Schönheit des Lebens willen.

(Dieses Gedicht fehlt in fast allen Ausgaben von Storms "Sämtlichen Werken"!)

Theodor Storm, Dichter (1817-1888)

*

Gerade genug Religion besitzen wir, um uns zu hassen - zu wenig aber, um uns zu lieben.

Jonathan Swift, Schriftsteller (1667-1745)

*

Das Volk will durchaus, daß man es täusche, man kann auf andere Weise gar nicht mit ihm verkehren... Ich meinesteils werde stets Philosoph sein für mich, aber Priester in bezug auf das Volk.

Synesius von Cyrene, Bischof um 400

*

Daß viele der im Alten und Neuen Testament geschilderten Ereignisse auf Vorgänge zurückgehen, die sich in dieser oder jener Form tatsächlich ereignet haben, kann kein vernünftiger Mensch leugnen. Warum das aber beweisen soll, daß auch die spekulativen Mitteilungen der Bibel wahr sind, bleibt das Geheimnis derer, die solche Behauptungen in die Welt setzen.
...

Schlimmer noch als Anmaßung und Unredlichkeit der Christen ist die Tatsache, daß diejenigen, die keine Christen sind, solches hinnehmen.

Gerhard Szczesny, Schriftsteller (1918-2002)

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Gott und Religion sind rationale Ideen.

Bert Tellan, Kosmosof

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Auch sie (die Ehe) basiert auf demselben Akt wie die Hurerei. Darum ist es das Beste für den Menschen, kein Weib zu berühren.

Quintus Tertullian, Kirchenschriftsteller (um 160-225)

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Wenn der Geist den Fortschritt der Technik und der Wissenschaft eingeholt hat, können wir Hoffnung für unseren Planeten haben.

U Thant, Diplomat (1909-1974)

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Das Weib verhält sich zum Mann wie das Unvollkommene und Defekte (imperfectum, deficiens) zum Vollkommenen (perfectum).
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Die größte Wohltat, die man einem Menschen erweisen kann, besteht darin, daß man ihn vom Irrtum zur Wahrheit führt.

Thomas von Aquin, Theologe (1225-1274)

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Nichts ist so bequem, als etwas zu glauben, das ein anderer meint, und dieser hat seine Meinung gewöhnlich auch nur vom Hörensagen.

Ludwig Tieck, Dichter (1773-1853)

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Wie der dogmatische Apparat ein Kerker für den Verstand ist, so ist die Beichte ein Kerker für den ganzen Menschen.

In Zeiten blinden und unwissenden Glaubens hat die Kirche festgesetzt, daß die Schriften, besonders die des Neuen Testaments, vollständig als authentisch und wahrhaftig zu gelten haben. Heute kann sie daher nicht mehr umkehren. Die Ergebnisse der modernen Wissenschaft müssen abgelehnt, als falsch bewiesen werden. Andererseits müssen die irrigen Entscheidungen der Kirche als wahr bewiesen werden. Deshalb muß man glauben, daß schwarz weiß ist.
...
...es überrascht, in welchem Ausmaß und mit welcher Peinlichkeit sich die führende Geistlichkeit mit solchen Fragen auseinandersetzt...Ohne weiteres kann man behaupten, daß es kaum ein unflätiges Buch gibt, das unter diesem Aspekt schlimmer wäre als eine moraltheologische Abhandlung.
...
Die Enzykliken gehen immer von abstrakten, ganz allgemeinen Betrachtungen aus. (Die Gewalt komme von Gott, nicht vom Volk... Gehorsam gegenüber der Obrigkeit sei notwendig; alle Übel rührten von der Trennung der Menschen von Gott und der Kirche her, usw.) W e n n  d i e  P ä p s t e  d a n n  z u m  K e r n  d e r  F r a g e  k o m m e n,  r e d e n  s i e  d a r u m h e r u m. Sie nennen kein wesentliches Mittel, das den Grund für die Mißstände träfe.
...
Es ist eine Tatsache, daß niemals eine Verurteilung, niemals eine Exkommunizierung gegen das Regime Hitlers ausgesprochen worden ist, nicht einmal, als dieser und seine Partei in den Konzentrationslagern Millionen von Menschen umbrachten.

Alighiero Tondi, ehem.pästl.Theologe (1908-1984)

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Das Mönchtum ist in seinem Ursprung eine höchst komplexe Erscheinung, aber in seiner Wirkung nichts anderes als das Asyl, in das sich das alte, vereinseitigte christliche Ideal geflüchtet hat.
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Schließlich steht es bei den Christen äußerlich und tatsächlich genau so wie bei den Nichtchristen (mit dem Reichtum).
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Alle in theologischen Werken üblichen Verherrlichungen des Christentums, daß es im Mittelalter wenigstens die Sklaverei abgeschafft habe, beruhen auf krasser Unwissenheit oder verlogender Apologetik. Ungefähr das Gegenteil ist wahr...Wo sie in Europa aufhörte, sind politische und ökonomische Verhältnisse die Ursache; niemals aber ein Verbot der Kirche. Ja, die Sklaverei nimmt in Südeuropa gegen Ende des Mittelalters einen Aufschwung, und die Kirche ist nicht bloß am Sklavenbesitz beteiligt, sondern verhängt auch geradezu Versklavung als Strafe in den verschiedensten Fällen.

Ernst Troeltsch, Theologe (1865-1923)

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Was an der Haltung beider Kirchen auffällt, ist ihre heraushängende Zunge. Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf daß ihnen ja niemand entwische. Wir auch, wir auch! Nicht mehr wie vor Jahrhunderten: Wir! - Sozialismus? Wir auch. Jugendbewegung? Wir auch. Sport? Wir auch. Diese Kirchen schaffen nichts, sie wandeln das von anderen Geschaffene, das bei anderen Entwickelte in Elemente um, die ihnen nützlich sein können.
...

Was die Kirche nicht verhindern kann, das segnet sie.
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Die Kirche rollt durch die neue Zeit dahin wie ein rohes Ei. So etwas von Empfindlichkeit war überhaupt noch nicht da. Ein scharfes Wort, und ein ganzes Geheul bricht über unsereinen herein: Wir sind verletzt! Wehe! Sakrileg! Unsere religiösen Empfindungen... Und die unseren-? Halten Sie es für richtig, wenn fortgesetzt eine breite Schicht des deutschen Volkes als "sittenlos", "lasterhaft", "heidnisch" hingestellt und mit Vokabeln gebrandmarkt wird, die nur deshalb nicht treffen, weil sie einer vergangenen Zeit entlehnt sind? Nehmt ihr auf unsere Empfindungen Rücksicht? Ich zum Beispiel fühle mich verletzt, wenn ich einen katholischen Geistlichen vor Soldaten sehe, munter und frisch zum Mord hetzend, das Wort der Liebe in das Wort des Staates umfälschend - ich mag es nicht hören. Wer nimmt darauf Rücksicht?
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Auf Betreiben der katholischen Kirche, die manche ihrer Positionen wanken sieht, - keine Angst, wir sind in Deutschland! - läßt sich Rom neuerdings mit vielen Paragraphen schützen: eine Frömmigkeit hinter dem Stacheldraht der Gesetze. Das Wort: Die Gottlosen kommen! geht um. Aber eine so gute Propaganda, wie sie die Kirche gegen die Kirche macht, können wir gar nicht erfinden. Und ich weiß viele, die mit mir denken: Wir sind aus der Kirche ausgetreten, weil wir es nicht länger mitansehn konnten. - Wir sind zu fromm.

Kurt Tucholsky, Schriftsteller (1890-1935)

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Das Christentum ist nicht mehr der kulturelle Leim einer ganzen Gesellschaft, sondern nur noch ein Ferment darin. Ein Menschenrecht namens Religionsfreiheit hat sich durchgesetzt. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ist es von Freigeistern, Aufklärern, Bürger- und Arbeitervereinen mühsam erkämpft worden - gegen erbitterten kirchlichen Widerstand. Seit aber die kirchliche Macht nicht mehr ausreicht, es zu verhindern, gehören die Kirchen zu denen, die es am lautesten für sich reklamieren. Wir wollen nur das Recht, unsern Glauben praktizieren zu dürfen wie jede andere Religionsgemeinschaft auch, beteuern sie. Doch wenn sie "Recht" sagen, meinen sie "Vorrecht". Eintreibung der Kirchensteuer durch den Staat, christlicher Religionsunterricht als reguläres Schulfach, konfessionsgebundene Theologie im gleichen wissenschaftlichen Rang an der Universität wie Physik, Mathematik oder Soziologie: all das, was in unserm Kulturkreis sämtlichen andern Glaubensgemeinschaften im Namen der Religionsfreiheit verwehrt wird und was die Großkirchen nur dürfen, weil sie es früher durften, als sie für das Menschenrecht der Religionsfreiheit noch der größte Hemmschuh waren, das soll ihnen selbstverständlich bleiben.

Christoph Türcke, Theologe

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In zwei, drei Jahrhunderten wird anerkannt werden, daß die fähigen Kopfjäger alle Christen sind.

Mark Twain, Schriftsteller (1835-1910)

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Wär' einer droben in Wolkenhöh'n
Und würde das Schauspiel mit anseh'n,
Wie mitleidlos, wie teuflisch wild
Tier gegen Tier und Menschenbild,
Mensch gegen Tier und Menschenbild
Wütet mit Zahn, mit Gift, mit Stahl,
Mit ausgesonnener Folterqual,
Sein Vaterherz würd' es nicht ertragen;
Mit Donnerkeilen würd' er drein schlagen;
Mit tausend heiligen Donnerwettern
Würd' er die Henkersknechte zerschmettern.

Friedrich Theodor Vischer, Dichter (1807-1887)

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Die Furcht vor dem Übernatürlichen, vor dem Unbekannten ist der Keim der religiösen Vorstellungen ... Der Keim dieser Vorstellungen wie so vieler anderen wird bei dem Menschen nur weiter ausgebildet, zu einem System, einem Glauben verarbeitet. ... Ein jeder Naturforscher wird wohl, denke ich, bei einigermaßen folgerichtigem Denken auf die Ansicht kommen, daß all jene Fähigkeiten, die wir unter dem Namen der Seelentätigkeiten begreifen, nur Funktionen der Gehirnsubstanz sind; oder, um mich einigermaßen grob hier auszudrücken, daß die Gedanken in demselben Verhältnis etwa zum Gehirn stehen wie die Galle zu der Leber oder der Urin zu den Nieren. ... (Die Pfaffen R.K.)... bedürfen der Furcht vor der Strafe, der Hoffnung auf Belohnung in einem geträumten Jenseits, um sich auf dem rechten Weg zu halten - wir hoffen, daß uns das Bewußtsein genügen möge, Mensch unter Menschen zu sein, und daß in unseren Handlungen die Erkenntnis der gleichen Rechte aller auch die Richtschnur sein werde, nach der wir uns bewegen, ohne andere Hoffnung als diejenige der Anerkennung unserer Mitmenschen, ohne andere Furcht als diejenige der Verletzung unserer Menschenwürde.

Karl Vogt, Zoologe (1817-1895)

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Die Zerstörung der Tempel erfolgte allerdings überwiegend nicht durch Organe der kaiserlichen Regierung, sondern durch die christliche Bevölkerung.

K. Voigt

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Ludwig XI., die Brinvilliers beichteten, sobald sie ein großes Verbrechen begangen hatten, und sie beichteten oft, so wie die Feinschmecker Medizin einnehmen, um größeren Appetit zu bekommen.
...
Tiere haben Menschen gegenüber folgende Vorteile: Sie hören niemals die Uhr schlagen, sie sterben, ohne zu wissen, was der Tod überhaupt ist, sie haben keine Theologen, die ihnen Ratschläge geben.
...
Es gibt ein Recht auf Blasphemie, sonst gibt es keine wahre Freiheit.
...
In hundert Jahren wird die Bibel ein vergessenes und unbekanntes Buch sein, sie wird nur noch als Rarität in den Rumpelkammern der Altertumssammlungen als Zeuge der Torheit früherer Geschlechter zu finden sein.
...
Trotz allen meinen Leiden koste ich jetzt die höchste aller Freuden: Ich sehe die Früchte der Aufklärung reifen.

Voltaire (Francois Marie Arouet), Philosoph (1694-1778)

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Die positiven ganzheitlichen Erfahrungen vieler Naturreligionen hat das Christentum ausgemerzt. An die Stelle des Sanften, Lebensbewahrenden ist das Harte, Zerstörerische getreten. Die weißen Europäer, die als Konquistadoren, als Eroberer mit dem Schwert ihren Glauben verbreiteten, haben den Völkern Amerikas und Afrikas nicht nur die Lebensgrundlagen geraubt, sondern mit der Zerstörung der Religionen auch die kulturelle Identität. Und sie haben überall hin ihre unchristliche Philosophie mitgebracht: Besitz- und Profitsucht.
...
Ich bin und bleibe ein Gegner der Institution Kirche, vor allem der katholischen. Überall da, wo Religion zur institutionalisierten Macht oder Staatskirche wird oder sich mit ihr verschwägert, geht der Sinngehalt der humanitären Lehre verloren. Dieser Sinngehalt kann nur in kleinen Gemeinschaften und in direkter sozialer Aktion überleben. Die Kirche, aus der ich austrat, war die Kirche Adenauers und Defreggers. Enge und Intoleranz zeichneten sie aus. Der obszöne Pomp und die alltägliche Heuchelei, aber auch ihre herrschaftsstützende Rolle stießen mich ab. Das ist und war eine so bürokratisierte, versteinerte Kirche, die dem Urheber dieser Lehre eigentlich längst den Rücken gekehrt hat. Man kann durchaus sagen: Das hat alles mit Christus nichts mehr zu tun, das ist inzwischen eine verwaltete, verkrustete, verfettete Amtskirche, eine unheilige Allianz zwischen Großkapital, Klerus und einer Partei, die das C gepachtet hat und die sich hier dann auch noch militärisch verpflichtet fühlt.
...
Das Christentum hat sich lange als alleinseligmachend verstanden. So wurden fremde Kulturen zerstört, bisweilen sogar unter dem falschen Gesichtspunkt der Barmherzigkeit. Man glaubte, man würde diesen Heiden, diesen Wilden, damit einen Gefallen tun. So hat man ihnen ihre Seele gestohlen, hat sie ökonomisch und kulturell überrollt.
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Ich verstehe Religion nicht als Jenseitsglauben, sondern als diesseitige soziale Verantwortung. Vertröstungen aufs Jenseits verhindern mögliche Veränderungen in unserem begrenzten Diesseits. Es wird keine Gesellschaft geben, die das Himmelreich auf Erden errichten wird ... wohl aber sind Annäherungen möglich.

Günter Wallraff, Schriftsteller *1942

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Das ist nicht Gott, der im Koran spricht. Im Gegenteil, es sind Mohammed oder Muslime, die zu Gott sprechen. Oder es könnten Engel sein, die sprechen aber nicht Gott. Das haben auch schon viele muslimische Gelehrte vor Jahrhunderten festgestellt. Abgesehen davon - und das sagen auch Gläugbige, wimmelt der Koran nur so von Missverständnissen, geschichtlichen Fehlern, geographischen Ungereimtheiten und unzähligen Grammatikfehlern. Für mich steht fest, der Koran ist ein menschliches Produkt. -
Nein, der Islam ist keine Religion des Friedens. Sie müssen sich nur den Koran anschauen. Ein Skeptiker hat ihn einmal untersucht. Es hat sich gezeigt, dass es über 560 Passagen mit Gewalt und Grausamkeit gibt und nur ungefähr 60 Passagen, die Toleranz predigen. Das ganze Buch ist übersät mit Drohungen des Höllenfeuers. Der Islam ist totalitär, es gibt strikte Vorschriften, wie man sich waschen soll, mit welcher Hand man essen soll, wie man Liebe machen soll. Die Religion will alles kontrollieren, ist totalitär. Sie will vorschreiben, was man lesen und denken soll und was nicht.

Ibn Warraq, Islamwissenschaftler
(3sat-Kulturzeit 14.12.04)

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Welche Religion ist die Wahre? Für die Masse jede, für den denkenden Menschen nur die, die er sich selbst aufbaut.

A.O. Weber

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Petrus soll sogar Franklin, der ihm offen beichtete, daß er keine andere Religion habe als das Naturgesetz und die Menschenliebe, zugeflüstert haben: "Komm' herein und nimm Platz, wo du willst!"
...
Unser Wort unsterblich...hat ungemein viel Komisches, nirgendswo aber mehr als über Gräbern.
...
Was ist Moral? Die vernünftige Anweisung zum weisen Genuß der Gegenwart. Was ist Theologie? - Ich bitte, mir die Antwort zu schenken.
...
Keine Religion macht an und für sich selig, sondern allein die Tugend.
...
... Religion, ... Tochter der Furcht, ...
...
Der große Haufen bekümmert sich wenig um Moral; der Glaube ist ihm bequemer.
...
Welcher Abstand zwischen dem, der durch die enge Pforte der Moralität eingehet, und dem, der die weite Pforte, den Kirchenweg, bequemer findet!

Karl Julius Weber, Schriftsteller (1767-1832)

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Die Kirche hat mit Hilfe ihrer Buß- und Beichtordnung das mittelalterliche Europa domestiziert.

Max Weber, Soziologe (1864-1920)

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Nein, nichts ist deutlicher, als daß Jesus gar nicht daran gedacht hat, eine Kirche zu gründen.

Heinrich Weinel, Theologe (1874-1936)

*

BIST DU NOCH IN DER KIRCHE?

Ich habe einen Indifferenten gefragt:
"Bist du noch in der Kirche?" - Da hat er gesagt,
"Ja, ich bin noch drin.
Aber ich gehe schon seit zehn Jahren nicht mehr hin.
Als aufgeklärter Mensch habe ich mit den Pfaffen
Und dem ganzen Brimborium nichts mehr zu schaffen." -
"Und warum trittst du nicht aus?"
"Ja, es wurde immer nichts draus!"
"Du zahlst doch auch Kirchensteuer, nicht wahr?"
"Ja, so eine dreißig Mark im Jahr-"
"Eigentlich verdienst du eins hinter die Ohren.
Einmal betrachtest du die Pastoren
Als Diener der finsteren Reaktion,
Und dann ernährst du sie noch mit deinem Lohn!"
"Schon recht! Man entschließt sich bloß immer nicht!" -
"Also morgen gehst du aufs Amtsgericht!"

Ich habe einen Sozialdemokraten gefragt:
"Bist du noch in der Kirche?" - Da hat er gesagt:
"Die Kirche kommt gar nicht in Frage für mich.
Ich bin zwar noch drin, doch nur äußerlich.
Es ist wegen meiner Frau und meinem Sohn.
Der Junge soll in der Schule nicht drunter leiden.
Und meine Frau ist für Taufe und Konfirmation.
Ich möchte eben Differenzen vermeiden!
Trotzdem bin ich Atheist, wie du weißt,
Und kläre die Menschen auf, wo ich kann."-
"Und zu Hause duldest du den heiligen Geist?
Deine Frau ist doch gar nicht mehr gläubig gesonnen.
Die Aufklärung fängt nämlich zu Hause an!
Die ist sicher bald für den Austritt gewonnen."

Ich habe einen Kommunisten gefragt:
"Bist du noch in der Kirche?" - Da hat er gesagt:
"Ach, du denkst wohl, ich gehe sonntags beten?"
Da wäre ich ein schöner Kommunist!
Wir sind zwar formell noch nicht ausgetreten,
Was ja schließlich auch überflüssig ist.
Wir hatten keine kirchliche Trauung.
Bei Vaters Begräbnis hat keiner gepredigt.
Der Pastor kennt unsere Weltanschauung.
Für den sind wir schon lange erledigt.
Und Kirchensteuern bezahl ich ja nicht!
Was soll ich da noch auf dem Amtsgericht?"
"Genosse, nun will ich dir mal was flüstern!
Dein Name steht in den Kirchenregistern!
Und nun erzählt dein Pastor seiner Gemeinde.
Bei uns ist sogar noch ein Kommunist,
Ein Mann aus dem Lager der Glaubensfeinde!
Das beweist, liebe Freunde, daß Jesus Christ
Doch stärker als gottlose Lehren ist!"
"Ja, daran hab ich noch gar nicht gedacht!"
"Nun aber schnell einen Strich durch gemacht!"

Allen dreien sag ich noch eins zum Schluß:
Ihr seid euch völlig darüber klar,
die Kirchenherrschaft ist eine Gefahr,
Die mit allen Mitteln bekämpft werden muß!
Heute verbietet sie uns schon, wie ihr wißt,
Sie als das zu bezeichnen, was sie ist.
Die Geistesfreiheit, die sie irritiert,
Wird mit staatlichem Gummi hinwegradiert.
Doch wenn sie uns auch zum Schweigen zwingen -
Es gibt noch ein Mittel, legal und erlaubt,
Womit man den geistlichen Finsterlingen
Den Boden unter den Füßen raubt:
Wenn die Millionen den Austritt erklären,
Die innerlich nicht mehr zur Kirche gehören,
Das wäre für die Reaktion ein Schlag,
Den kein Gesetz zu verhindern vermag!
Doch die, die sich jetzt nicht endgültig trennen,
Die sollen sich ja nicht mehr Kämpfer nennen!

Erich Weinert, Schriftsteller (1890-1953)

*

Fataler Aspekt

Seit er meinen Bruder
kreuzigen liess,
um sich mit mir zu versöhnen,
weiss ich,
was ich von meinem Vater
zu halten habe.

. . .

Meine eigene kirchliche und familiäre Erziehung endete mit meiner Schulzeit - in einem psychischen Desaster, von dem ich mich in den folgenden Studienjahren nur mühsam erholte. Bei meinem Austritt aus der Kirche, einem Akt der Selbstheilung und Befreiung, konnte ich sagen: "Jetzt endlich bin ich meiner Erlöser ledig.", - so wie ich zuvor hätte beten können: "Erlöse mich, Herr, von meinen Erlösern! / Heilung versprechend, schlagen sie Wunden, / umarmend drücken sie tot."

Theodor Weißenborn, Schriftsteller

*

Wissenschaft kann nur aus der Selbständigkeit des Menschen ohne Autorität geschehen, Theologie ist keine Wissenschaft weil sie die Autorität als Inhalt ihres Denkens betrachtet.

Carl Friedrich von Weizsäcker, Physiker u.Philosoph *1912

*

Jesus hat sich nie mit Gott identifiziert oder "Ich" gesagt, wo er Gott meinte.

J.Wendland, Theologe

*

Im Arianismus hat die Großkirche die ursprüngliche unchristliche Lehre, die Engelchristologie, niedergerungen und verketzert. An ihre Stelle setzte sie das neue Dogma von der Gottheit Christi.

Martin Werner, Theologe (1887-1964)

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Und am ekelhaftesten erscheint dabei noch der Umstand, daß sich dieser fanatische Antisemitismus als die Religion des Friedens, als das die Völker beglückende Evangelium gebärdet.

Friedrich Wiegand

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Aufklärung ist heute von größter Wichtigkeit, niemand kann etwas dabei zu befürchten haben, wenn es heller in den Köpfen der Menschen wird - als vielleicht diejenigen, deren Interesse es ist, dass es dunkel darin sei und bleibe. Sie werden auch künftig, wie bisher, ihr möglichstes tun, alle Öffnungen, Fenster und Ritzen, wodurch Licht in die Welt kommen kann, zu verbauen, zu vernageln und zuzustopfen.

Christoph Martin Wieland, Dichter (1733-1813)

*

Glaubensbekenntnisse werden akzeptiert, nicht weil sie vernünftig sind,
sondern weil sie wiederholt werden.
...

Es ist manchmal sehr schwer, wach zu bleiben, vor allem in der Kirche,
aber Schlafen ist doch überhaupt nicht schwierig.

Oscar Wilde, Schriftsteller (1854-1900)

*

Die deutschen Seelen will es ersticken,
Den deutschen Glauben zermalmen, erdrücken,
Bleierne Luft, giftiger Brodem -
Das ist Loyolas*) tödlicher Odem!
*)Gründer des Jesuitenordens

Ernst von Wildenbruch, Schriftsteller (1845-1909)

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Seit dem Jahr 380 haben die Mächtigen dieser Welt die besondere Nützlichkeit der christlichen Heilsversprechen für die Erhaltung ihrer Macht und Beherrschung der stets unzufriedenen Massen erkannt und ihre Institutionen gepflegt und beschützt.

Andreas Wordell

*

Wir brauchen es nicht zu wiederholen: Das Lebenswerk und Lebensbild Jesu hat die paulinische Theologie eben nicht bestimmt. An dieser Tatsache läßt sich nicht rütteln. Der, dessen Jünger und Diener Paulus sein wollte, war gar nicht eigentlich der geschichtliche Mensch Jesus, sondern ein anderer.

William Wrede, Theologe (1859-1906)

*

... Einzig das Christentum hat das Folter- und Hinrichtungswerkzeug des Kreuzes zu seinem Symbol erhoben, das Wohn-, Schul-, Kranken- und Gerichtsräume "schmückt". ... Das Christentum zog dann auch von Anfang an eine blutige Spur durch die Geschichte, wie keine andere Religion. ...

Ernst von Xylander, Psychologe (1922-1998)

*

Kratze am Christen und du findest den Heiden - verdorben.

Israel Zangwill, Schriftsteller (1864-1926)

*

Die Stimme des Großen Geistes ist im Gesang der Vögel zu hören, im Rauschen der Bäche
und im süßen Atem der Blumen. Wenn ihr das heidnisch nennt, dann bin ich eine Heidin.

Zitkala-Sa, Dakota Sioux

*

Jeder Säbelhieb, jede Granate, womit wir unser Lebensrecht erzwingen müssen, ist von Gott gesegnet.

Otto Zurhellen, Theologe 1877-

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Jesus, den die Juden einst verkauften,
Wär' er auf Erden jetzt, ich glaube, die Getauften
Verkauften ihn zum größten Teile.

Reinmar von Zweter, Dichter um 1250

*

... denn auch ihr erlittet Gleiches von euren Landsleuten wie jene von den Juden. Diese haben den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt; sie mißfallen Gott und sind allen Menschen feind.

Thes 2,14-15

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Ein selbsterkannter, selbstverwirklichter Mensch hat es nicht nötig,
von irgendeinem anderen Lebewesen oder Götzen abhängig zu sein.

Bhagavad Gita, 3.Kap. Vers 18

*

Von der rechten Art und Weise zu beten

5. Und wenn du betest, sollst du nicht seyn
wie die Heuchler, die da gerne stehen und
beten in den Schulen, und an den Ecken
auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten
gesehen werden. Wahrlich, ich sage
euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

6. Wenn aber Du betest, so gehe in dein
Kämmerlein, und schließe die Thür zu, und
bete zu deinem Vater im Verborgenen;
und dein Vater, der in das Verborgene
siehet, wird dirs vergelten öffentlich.

7. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht
viel plappern, wie die Heiden; denn sie
meinen, sie werden erhöret, wenn sie viele
Worte machen.

Bergpredigt, Evangelium Matthäi 5-7, Luther-Bibel, Dresden 1866

*

Kreuzfahrerlied

Vom Blut viel Ströme fließen,
indem wir ohn' verdrießen
das Volk des Irrtums spießen -
Jerusalem, frohlocke!

Des Tempels Pflastersteine
bedeckt sind vom Gebeine
der Toten allgemeine -
Jerusalem, frohlocke!

Stoßt sie in Feuersgluten!
Oh, jauchzet auf, ihr Guten,
dieweil die Bösen bluten -
Jerusalem, frohlocke!

(verfasst und gesungen nach der
Eroberung Jerusalems 1099)

*

Kruzifix

Treues Holz, vor allen Bäumen -
Einzig du an Ehren reich,
Denn an Zweigen, Blüten, Früchten -
Ist im Wald kein Baum dir gleich.
Süßes Holz, o süße Nägel!
Süße Last beschweret euch.

Antiphon a.d. Hymnus auf das heilige Kreuz.
(Wessobrunn)

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Zum Geburtstag des Führers

In Treue und Eintracht begeht die deutsche Nation am 20. April den 51. Geburtstag des Führers, der uns wieder mit ganzer Bewußtseinskraft d i e   g e s c h i c h t l i c h e  G r ö ß e  u  n d  B e d e u t u n g  d e s  W a n d e l s  vergegenwärtigt, der durch den Führer und sein Werk vollzogen worden ist. Daß der Geburtstag des Führers diesmal im Kriege begangen werden muß, läßt die Größe und Bedeutung dieses Wandels nur um so stärker hervortreten, da dieser Krieg unbestrittenermaßen nur entfesselt worden ist, um diesen Wandel in allen seinen Teilen wieder rückgängig und zunichte zu machen. Für die Gesamtheit der Deutschen ist der Führer die Verkörperung des deutschen Lebenswillens, der deutschen Hingabe an die Aufgabe und Sendung der Nation im Raume unseres Erdteiles, des leidenschaftlichen Einsatzes der eigenen Persönlichkeit für die Ehre und Wohlfahrt des Vaterlandes. Der wahre Christ sieht durch die Kraft seines Glaubens in allem Erdengeschehen das Walten göttlicher Führung und Fügung. Deshalb gilt an dem Tage, da der Führer ein neues Lebensjahr beginnt, sein erster und getreulichster Dank dem allmächtigen und allgütigen Gott, der durch die Hand des Führers das deutsche Volk aus dem Leben der Verelendung und Knechtschaft errettet hat und es die Tage seiner Wiedererhöhung erleben ließ. Im gleichen Atemzuge gilt sein Gebet dem Leben und Wirken des Mannes, den Gott zu seinem Willensvollstrecker erhoben hat, ihn gegen die Nachstellungen seiner Feinde siegreich beschützend. Und mit diesem Gebete vereinigt sich das Bekenntnis zu treuer, aufrechter und entschlossener Gefolgschaft. W.P.

Katholisches Kirchenblatt für das Bistum Augsburg, Titelseite 21.4.1940

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Gott hat es zugelassen, daß das Vergeltungsschwert gegen England in unsere Hände gelegt wurde. Wir sind die Vollzieher seines gerechten göttlichen Willens.

Kathol. Kirchenblatt für das nördl. Münsterland 9.3.1941

*

Es gibt nur wenige Männer...und zu diesen großen Männern gehört unstreitig der Mann, der heute seinen 52.Geburtstag feiert - Adolf Hitler -. Am heutigen Tag versprechen wir ihm, daß wir alle Kräfte zur Verfügung stellen, damit unser Volk den Platz in der Welt gewinnt, der ihm gebührt.

Kathol. Kirchenzeitung der Erzdiözese Köln 20.4.1941

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Wir haben immer wieder und noch im Hirtenbrief des Sommers unsere Gläubigen zu treuer Pflichterfüllung, zu tapferem Ausharren, opferbereitem Arbeiten und Kämpfen im Dienste unseres Volkes in schwerster Kriegszeit eindringlichst aufgerufen. Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus, vor dem wir deutschen Bischöfe in zahlreichen Hirtenbriefen vom Jahre 1921 bis 1936 die Katholiken Deutschlands gewarnt und zur Wachsamkeit aufgerufen haben, wie der Reichsregierung bekannt ist.

aus einer Denkschrift aller katholischen Bischöfe Deutschlands vom 10.12.1941

*

Ein Sieg über den Bolschewismus wäre gleichbedeutend mit dem Triumph der Lehren Jesu über die der Ungläubigen.

Die deutschen kathol. Bischöfe im Jahre 1942

*

Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf zu unseren Feinden vortragen...Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen...

Gebet eines christlichen Geistlichen vor dem Abwurf der Atombombe
auf Hiroshima am 5.8.1945 zum Schutz der Bomberbesatzung

*

"Wir, Johann II. von Gottes Gnaden souveräner Fürst zu Liechtenstein,
Herzog zu Troppau, Graf zu Rietberg etc. etc. etc. tun hiemit kund, ...
... Die Person des Landesfürsten untersteht nicht der Gerichtsbarkeit
und ist rechtlich nicht verantwortlich. ..."

Verfassung des Fürstentums Liechtenstein
(www.liechtenstein.li/pdf-fl-staat-verfassung-sept2003.pdf)

*

Wieso erwarten die Kirchen, daß ihre gefühlige Heiligkeit als real existierend, verbindlich und schützenswert anerkannt wird? Wo bleibt der Schutz der Nichtgläubigen vor dem Sünderetikett der Glaubensvertreter?

Zitat aus der ARD-Fernseh-Sendung "Gott und die Welt" 11.11.88

*

Der Gott, der Auschwitz zugelassen hat, kann nur unmoralisch sein oder gar nicht existieren.

ein Jude in einem FS-Interwiev 1990

*

Die Seelsorge an den Seelsorgern, das ist eine der Hauptaufgaben der Kirche in der Zukunft.

ein Priester in der ADR-Sendung "Priesterausbildung im Praxistest"
Bayerisches Fernsehen 18.10.1990

*

Der Zölibat ist Mord am ungezeugten Leben!

ein Kabarettist im Fernsehen 1990

*

Gott kennt kein 'Warum?'

Inschrift auf dem Grabstein einer jungen Ski-Rennläuferin,
die bei einem Wettkampf verunglückte

*

Koppelschloss (53 KB)

"Gott mit uns!"

im Ersten Weltkrieg auf dem Koppelschloß der Soldaten des Kaiserlichen Heeres
und im Zweiten Weltkrieg bei der Hitlerwehrmacht

*

IN GOD WE TRUST
(in Gott wir Vertrauen)

auf der Rückseite von US-Dollar-Noten

*

Sprichwörter

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte!

*

O Herr b'hüt üs
Vor Jesuite und Gwandlüs,
Bösi Wyber und falsches Geld
Het der Tüfel gsait i d' Welt;
Das sy alls Plaggeister;
Hans Roth Zimmermeister.

Hausspruch Oberaargau

*

Spricht der Priester zum Politiker über das Volk:
"Halt du sie arm, ich halt sie dumm!"

*

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.

*

Wer's kann tut's, wer's nicht kann lehrt's.

*

Es sind nicht alle fromm, die in die Kirche gehen.

*

Pfaffengierigkeit und Gottes Barmherzigkeit
Währt in alle Ewigkeit.

*

Pfaffenkinder und Schweizerküh,
Wenn sie geraten ist's gut Vieh.

*

Wer sich an die Kirche lehnt, dem
fällt leicht ein Götze auf den Kopf.

*

Kirchengut hat eiserne Zähne.

*

Glauben ist leichter als Denken.

*

Ich tue als ein guter Christ
Nicht mehr, als mir befohlen ist.

*

Pfaffen haben zwei Hände:
eine zum Nehmen und eine zum Festhalten.

*

Was Pfaffen und Wölfe beißen,
ist schwer zu heilen.

*

Wer's nicht glaubt, ist drum kein Ketzer.

*

Je frömmer die Zeit,
Je böser der Streit.

Inschrift im Berliner Ratskeller

*

Religion hat den Reichtum geboren,
aber das Kind hat die Mutter verschlungen.

*

Wer will haben rein sein Haus,
Der behalt Pfaffen und Mönche draus!

*

Jesuiten sind des Teufels letzter Krach,
mit dem er lange schwanger gegangen.

*

Glaub' nicht alles, was du hörst;
Sag' nicht alles, was du weißt;
Tu' nicht alles, was du magst!

*

Der Taufstein scheidet

*

Gott schläft im Stein (Atom)
atmet in der Blume (Licht und Luft)
träumt im Tier (Instinkt)
wacht auf im Menschen (Vernunft)

Indischer Spruch

*

Keine Religion hat der, der keine Humanität hat.

Arabisches Sprichwort

*

Der Pope hat seinen Bart immer in der Butter.

Russisches Sprichwort

*

Die erste Kirche hatte hölzerne Kelche und goldene Priester;
die neue Kirche hatte hölzerne Priester und goldene Kelche.

Schweizer Sprichwort

*

Wer am meisten weiß, am wenigsten glaubt.

Toskanisches Sprichwort

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Humanistische AKTION
4/1998,4
 
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Aktualisiert am 02.01.12