Benjes-Hecken

Eine sinnvolle Art der Anlage von Feld-Hecken
nach einer Idee von Heinrich Benjes
 

Gehölze, Heckenstreifen, Gebüschzonen u.ä. reduzieren nicht nur CO2, sie dienen gleichzeitig auch dem aktiven Naturschutz (Biotopvernetzung, Schutzräume für Flora & Fauna). Außerdem wirken sie an Straßen und Wegen als natürliche Staubfilter und Lärmschutzwände.

Die billigste Art, Hecken anzulegen, ist die Methode der Strauchholz- oder "Benjes"-Hecke: Dabei wird aus Baum- und Strauchschnitt ein entsprechend hoher und breiter "Wall" aufgeschichtet; auf natürliche Weise entwickelt sich in dem Gestrüppwall im Lauf von vier bis fünf Jahren eine standortgemäße Naturhecke. Platzbedarf: Breite ca. 3 bis 5 m, Länge: unbegrenzt! Der Bau derartiger Hecken ist ein beliebtes Projekt für Jugendgruppen, Schulen, Kindergärten usw.. Das Baumaterial fällt in Form von Schnittgut in jeder Gemeinde in reichlichen Mengen an und könnte interessierten Gruppen angeboten werden. Die bisher längste Benjes-Hecke der Welt ist unter der Leitung von Ludwig Wegener von den Bauern der damaligen LPG Varchentin/Mecklenburg-Vorpommern in einer Länge von inzwischen fast 5 km angelegt worden. 

Aus: Heinrich Benjes, 'Hein Botterblooms heilsames Durcheinander für Lehrer,
Libellen und Kinder':

Gestrüpphecke? - Das klingt wie Abfall.

Reisighecke? - Erinnert an Feuerholz.

Totholz ..? - Diese Hecke quietscht vor Lebendigkeit!

Sagen wir doch einfach:

Der Anstoß

Jörn, mein Freund, war von heut auf morgen Besitzer eines Bauernhofes im Borcheler Moor geworden. Wiesen, Heide, Birkenwald - ein Gelände, groß wie ein Dorf. Ein Paradies mit Sonnentau, Kreuzotter und Königsfarn, aber: Das Ackerland lag "nackt" zwischen Straße und Hofgebäuden.

Hier fehlten Hecken! - Hecken, die das Ackerland mit dem übrigen Gelände verbinden, die Gebäude eingrünen, das Land gliedern, einen naturnahen Landbau möglich machen konnten (Windschutz, Nützlinge, Landschaftsästhetik...).

Die Idee

Ganz schnell mehrere hundert Meter Hecke (Schutzzaun, Pflanzen, Kosten!) - wie ist das hinzukriegen? Ich erinnerte mich an Beobachtungen aus meiner Kindheit: Wo Gestrüpp liegt, ist was los! (Laufkäfer, Spinnen, Zaunkönig, Höhlen, Holunder...) Die Idee der Benjeshecke war geboren.

Wir haben mit Mann und Frau und Kind dann eine Woche lang junge Birken geschlagen (das Moor "entkusselt", wie die Fachleute sagen) und das Geäst (es war Spätherbst) in dicker Lage dahin gepackt, wo einmal die Hecke wachsen sollte.

Mit den Schülern meiner 4. Grundschulklasse habe ich dann gesammelt, was noch an Früchten zu finden war: Eicheln, Bucheckern, Haselnüsse, Beeren von Weißdorn und Schlehe und - ich konnte es nicht verhindern: ein paar Kastanien waren auch dabei.

Nachdem ich mit den Kindern anhand eines Lageplanes (Skizze) das Vorhaben im Unterricht besprochen hatte, wurde dann im Rahmen eines Unterrichtsganges das Gestrüpp mit den gesammelten Früchten vom Rand her "gespickt". Das ist jetzt 2o Jahre her.

Diese Ur-Benjeshecke hat sich inzwischen - unter Mitwirkung von freilaufenden und gelegentlich ausbrechenden Schweinen - zu einem prächtigen Hofgehölz entwickelt.

Das Buch

Mein Bruder Hermann, wie ich gelernter Gärtner, entdeckte anläßlich eines Besuches in Borchel meine Methode der Schnell-Verheckung. Er war begeistert! "Da liegt die Lösung! Das ist das Heilmittel für unsere so jämmerlich flurbereinigte Landschaft! Das muß unbedingt weiter ausgebaut werden!"

Die gemeinsame Arbeit am Konzept für ein Buch begann, nachdem mein Bruder seine Vorstellungen von einer weiter gestreuten Anwendung der Gestrüpp-Methode in Form von Dia-Bildern deutlicher werden ließ. Ein paar Erkundungstage in der Wallhecken-Landschaft Schleswig-Holsteins brachten unsere Heckenpläne so recht in Schwung.

Das Buch wurde im Frühjahr 1986 in der ersten Auflage, dann in drei weiteren, zum Teil überarbeiteten und erweiterten Auflagen herausgebracht:

Hermann Benjes: 'Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken', Natur & Umwelt Verlags-GmbH, München.

Vorträge

Neben dein Buch, das recht vergnüglich zu lesen und über die Wissenschaft ohne Schaden hinweggewachsen ist, sind es besonders die Dia-Vorträge von Hermann Benjes (fast 1000 Vorträge in den alten und neuen Bundesländern), die mit ihren eindrucksvollen Bildern die Gestrüpp-Nethode unter die Naturfreunde und die Benjeshecken in die Agrarlandschft brachten.

Erfahrungen, Erkenntnisse

Hermann Benjes schreibt in seinem Heckenbuch: "Mit dem Kot der Vögel gelangen die Samen der späteren Heckensträucher in das Gestrüpp. Die Wahrscheinlichkeit, daß einige davon bis auf den Boden der Hecke gelangen und dort keimen, wird mit jedem Regen größer." Er spricht vom "Plumpskloeffekt der Vögel" und begeistert damit seine Leser, Zuhörer und nicht zuletzt sich selbst. Doch so fröhlich der Satz aus seinem Vortrag auch klingen mag: "Die Vögel scheißen sich ihre Hecke selbst zurecht!" - hier liegt die Gefahr, daß Wirklichkeit und Wunschdenken auseinanderdriften.

Bruder Hermann hat das inzwischen erkannt, seine einschränkenden Anmerkungen jedoch - leider! - eher beiläufig in die Seiten seines Buches gestreut: "Guba und Lutosch (Forstmeister in Harpstedt und Rotenburg/Wümme Anm.d.Verf.) haben neben dem Geräteeinsatz vor allem durch die Anlage modifizierter Benjeshecken (s.folgende Seiten! d.Verf.) wegweisende Möglichkeiten der Waldrandgestaltung und Flurbelebung aufgezeigt."

Hinweise zur Anlage einer Benjeshecke
nach der vielfach erprobten und bewährten Methode von Eberhardt Guba, Förster in Harpstedt
 

  1. Ist das vorgesehene Gelände grasbewachsen (Wegrand, Feldrain), so stechen wir auf einem schmalen Pflanzstreifen (50 cm) mit Spaten oder Flaggenhacke die Grassoden ab und legen sie (Gras nach unten) an den Rand des Streifens. (Siehe Zeichnung: Feldhecke in Clüversborstel!) Bei größeren Anlagen hat sich der Einsatz von Schälpflug oder Waldpflug (Land-/ Forstwirtschaft) bewährt.
    Dieses Verfahren erleichtert das Pflanzen und hält die Gräser als Konkurrenzgewächs zurück. Auflaufende Wildkräuter sind erwünscht! (Erdrückende Krautnester von Distel, Brennessel oder Beifuß können in Handarbeit gelichtet werden.)
     

  2. Nun packen wir das Gestrüpp als beiderseitigen Schutzwall (ruhig dicht und hoch, 5. Zeichnung!) an den Rand des Pflanzstreifens. Dabei kommt es gar nicht darauf an, wie das Gestrüpp beschaffen ist (dick, dünn, lang, kurz; Schnittgut von Garten- oder Straßenbäumen), Hauptsache: Schutz! (... vor Sonne, Wind und Wildverbiß.)
    Dann schneiden/sägen wir die "Gasse" frei, damit wir uns beim Pflanzen frei bewegen können. Steine, Stubben und stärkere Stammstücke können als Sonderbiotope eingebaut werden. Beschattung, Windruhe, Tauniederschlag und Bodenleben schaffen ein ideales Kleinklima - die Pflanzen wachsen prächtig auch im heißesten Sommer: Wässern ist überflüssig!
     

  3. Sträucher und Bäume werden als 80-120 cm hohe Jungpflanzen (aus der Forstbaumschule) zu 2-3 Stück je Art (bei größeren Anlagen 3-5, in Nestern und Karrees 8-12) im Abstand von 1 m gepflanzt. Beste Pflanzzeit: Spätherbst (Winter und Frühling möglich).
     

  4. Umweltbildung: Kinder und Jugendliche sind mit Freude dabei! Es ist wohl ein Urbedürfnis, mit natürlichem Material (Gestrüpp) zu hantieren: Gerade jüngere Menschen nehmen Astwerk, Reisig und Steine so gern und so selbstverständlich in die Hand wie Lehm, Sand, Muscheln, Grashüpfer, Blumen...
     

  5. Die Anlage solch einer Hecke ist zudem ein Lehrgang in Ästhetik. Ganz nebenbei wird hier ein Gefühl für ursprüngliche Formschönheit entwickelt - für manch einen vielleicht der allererste Ausbruch aus der Welt der geraden Kanten und Fertigteile - und das Erlebnis, mit Händen und Füßen und Augen und Ohren, ja selbst mit der Nase ein kleines Stück N a t u r "echt" zu berühren. 

Wo finde ich Benjeshecken?

Die Wälle aus Gestrüpp sind weit ins Land gewachsen, in der "Urform" (nur Gestrüpp) z.T. längst wieder verfallen, in der modifizierten Form (mit Pflanzung) prächtig gediehen: Wir finden sie in allen Ländern der Bundesrepublik - in der offenen Feldmark, auf dem Gelände von Schulen und Kindergärten und auch - im Zoo! Vor drei Jahren zeigte mir der Direktor des Tiergartens Hellabrunn in München, wie man dort - endlich! - Büsche und Bäume in den Gehegen von Springböcken, Zebras und Moschusochsen zum Anwachsen bringen konnte: Mit Benjeshecken!

Im Landkreis Rotenburg hat Forstmeister Falk Lutosch viele hundert Meter Benjeshecke angelegt, u. a. die von der B 71 aus gut sichtbare lange Hecke vor der Domäne Luhne. Ich selbst habe mit Naturfreunden die Hecke in Clüversborstel angelegt. Die ganze Breite der Möglichkeiten in der Variation der Benjeshecke können wir auf den Versuchsflächen des Forstmeisters Eberhardt Guba kennenlernen.   

Informationen durch:

Heinrich Benjes, Auf dem Brande 13, 27367 Hellwege, Tel. 04264 9301

Hermann Benjes, (Dia-Vortrag) Darmstädter Str. 21, 64404 Bickenbach, Tel. 06257 4743

Eberhard Guba / Manuele Eisner, Waldstr. 21, 27243 Harpstedt, Tel. 04244 7942 Fax 7949

Buch: Heinrich Benjes, 'Hein Botterblooms heilsames Durcheinander für Lehrer, Libellen und Kinder'

Buch: Hermann Benjes, 'Die Vernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken', ISBN 3-924749-14-0

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Die Natur braucht uns nicht - aber wir brauchen die Natur!

  Verträglichkeiten von Mischkulturen 


Initiative

Grüner Gürtel Südeuropa

Im Frühjahr 1998 initiierten Masanobu Fukuoka und sein langjähriger Schüler Panaiotis Manikis in Griechenland die Initiative "Grüner Gürtel für Südeuropa". Das Ziel ist, einen Grüngürtel in Europa zu schaffen - verwüstetes Land wieder fruchtbar zu machen. Sie starteten mit einer ersten Aussaataktion größeren Ausmaßes (10.000 ha) am Vegoritidasee in Nordgriechenland. Fukuoka war selbst dort, um das Projekt zu leiten.

Freiwillige aus ganz Europa, mehrere hundert Schüler, Studenten und Bauern haben 7 Tonnen Samen mit 60 Tonnen Tonerde pelletiert und auf 2.500 ha ausgesät. Minister, Wissenschaftler, Journalisten und die lokale Bevölkerung zeigten reges Interesse und unterstützten die Aktion.

Diese Aktion war die erste von weiteren geplanten Aussaaten in entwaldeten Gebieten in Südeuropa. Weitere Aktionen fanden in Tamera (Algarve) Portugal, Süd-Griechenland und Italien statt. Im Oktober 1998 wurde die Aussaataktion in Nord- Griechenland weitergeführt. Fukuoka war dort persönlich anwesend.  

Möglichkeiten der Unterstützung

  Samen selbst sammeln
 

  • Alle Obstkerne aus dem täglichen Verzehr.

  • Gemüsesamen aller Art aus Einkauf oder dem eigenem Garten. Die Samen waschen, trocknen, in Papiertüten füllen und diese beschriften.

  • Auch Samenpackungen mit abgelaufenen Datum können an uns gespendet werden.

  • Sammelstellen für Samen und Kerne einrichten z.B. eine Örtliche Sammelstelle werden. Hier können Schulen, Jugendorganisationen, Umweltgruppen, Vereine und Geschäfte sehr hilfreich sein.
     
    Samen aus Saatgutunternehmen, Saatgutvermehrungsbetrieben, Samenbanken

Saatgutvorräte von Gründüngungsspflanzen und Gemüse aller Art (am besten aus biologischem Anbau), die vom Standart abweichen, können an uns gespendet oder zu einem günstigen Preis abgegeben werden. Biologisches Saatgut und einheimische resistente Arten sind am besten geeignet, aber auch hochgezüchtetes Saatgut kann für den Anfang sinnvoll verwendet werden.


Freunde, Bekannte, Verwandte, Kunden, etc. informieren und zur Teilnahme bewegen
 

  • Handzettel verfielfältigen und an Freunde verteilen. Helfer organisieren für Informationsverteilung.

  • Artikel schreiben um auf diese Aktion aufmerksam zu machen.

  • Querverweise (Links) im Internet.

  • Übersetzen der Broschüre in andere Sprachen z.B. in Türkisch, Arabisch, Spanisch, Portuguiesisch

  • Spenden von Material für die Unterstützung der Initative, z.B. Maschinen, Transportmittel, Lebensmittel für die Verpflegung der Aussaatteilnehmer.

Helfen bei der Aussaat

Es sind alle Menschen eingeladen, die bei den Aussaataktionen helfen möchten, um die Methode kennenzulernen, und an ihren Orten zu verbreiten.

Information, Aussaattermine, Veranstaltungshinweise: Wir sind gerne bereit, die Arbeit der Initiative in Form von Dia- bzw. Film- und Video Vortrag vorzustellen. Wer an geplanten Aktivitäten teilnehmen möchte, kann sich bei der nachfolgenden Adresse informieren:

Grüner Gürtel Südeuropa
http://www.mir.org/greenbelt/
  
lesen Sie auch den Text 'Bergwald-Projekt' 


 
Mit freundlichen Empfehlungen
Humanistische AKTION
9/1999
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www.humanistische-aktion.de/benjes.htm

Aktualisiert am 01.02.12