Garten als gestaltete Natur

Handzettel aus dem Schaugarten
 
Institut für Freiraumplanung an der Versuchsanstalt Weihenstephan

Hausgarten

Diese Terrasse zeigt einen gefälligen Schmuckgarten, wie er auch an einem Einfamilienhaus denkbar ist. Die architektonische Struktur ergibt sich aus der Gesamtanlage des von Carl Wilczeck geplanten Oberdieckareals.

Die mit Granitpflastersteinen eingefaßten Wege haben eine wassergebundene Decke, wodurch Oberflächenversiegelung vermieden und ein natürlicher Effekt erzielt wird. Nur der bewußt hervorgehobene Mittelbereich erhielt eine Befestigung mit Natursteinplatten und Pflaster.
An den dekorativen, wegebegleitenden Holzspalieren ranken sich dauerhafte und einjährige Kletterpflanzen empor.

Die rahmende Kulisse des Gartens bilden die alten Birken und Obstbäume sowie die neu gepflanzten Ebereschen, Vogelkirschen, die Japanische Zierkirsche und die Quitten. Mit den dadurch entstehenden vielfältigen, standörtlich unterschiedlichen Verhältnissen, bietet dieser Teil des Oberdieckgartens die Möglichkeit, Stauden mehrerer Lebensbereiche, von trocken, vollsonnig über halbschattig bis schattig, zur Verwendung kommen zu lassen. So ist auch die Staudenverwendung in der Anlage der Schwerpunkt des Ziergartens.

Westlich (Gebäudeseite), eine Pflanzung mit Schatten- und Halbschattenstauden wie Waldsteinie, Waldmeister, Frühlingsplatterbse, Wurmfarn, Geranie, Funkie, Christophskraut, Fingerhut, Elfenblume, Waldmarbel, Akelei, Jakobsleiter und anderen Stauden.
Im Mittelbereich eine Prachtstaudenpflanzung mit Rittersporn, Margeriten, Aster, Sonnenhut, Roter Sonnenhut, Staudensonnenblume, Schwertlilie, Glockenblume, Türkischer Mohn, Skabiose, Lilie und anderen, so gestaffelt, dass zu fast jeder Jahreszeit Blüten erscheinen.

Eine Besonderheit bildet der nördlich, zum Birnenweg hin gelegene Abschnitt mit einem sogenannten Monochromgarten, d.h. dass nur Stauden einer Farbrichtung zur Anwendung kommen, in diesem Falle Weiß. Die Stauden, von denen weiße Sorten gepflanzt wurden, sind Margerite 'Edelweiß' 'Nordlicht', 'Dwarf Snow Lady' und 'Julchen', Kissenaster 'Schneezicklein', G!attblattaster 'Weißes Wunder', Ehrenpreis 'Alba', Funkie 'Wayside Perfection', Gelenkblume 'Summersnow', Phlox 'Pax', Rittersporn 'Casa Blanca', Indianernessel 'Alba', Jakobsleiter 'Album', Steinbrech 'Schneeteppich', Skabiose 'Perfecta Alba' und Goldrute Unterart minuta.

Bauerngarten

Bauerngärten sind dynamische Nutzgärten, die vom jeweiligen Zeitgeist beeinflusst werden. Daher gibt es keine starren Strukturen wie bei den bekannten 'Stil-Gärten'. Formen und Materialien können wechseln, neue Pflanzen kommen dazu, andere fallen weg. Trotzdem haben sich regionaltypische Merkmale herausgebildet, die es erlauben, vom 'Bauerngarten' in der jeweiligen Landschaft zu sprechen.

Ein Bauerngarten war stets umfriedet (z.B. mit Lattenzaun, Flechtzaun), als Schutz und als Abgrenzung. Die Grundform ist nach quadratisch oder rechteckig, ganz auf die Beetform bezogen.

Die Pflanzenwahl orientiert sich an ihrer Nutzbarkeit. Früher wurden vorwiegend Nutzpflanzen kultiviert wie Gemüse, Gewürzpflanzen, Heilpflanzen, aber auch Pflanzen mit mythischer Symbolkraft, daher gehören zum Bauerngarten u.a. Buchsbaum, Frauenmantel oder Christrose. Heute geht es beim Bauerngarten um Kultivieren von frischem rückstandsfreiem Gemüse und Küchenkräutern, möglichst in Mischkultur; ebenso um den Blumenschmuck für die Wohnung. Zum naturnahen Gärtnern gehört auch eine Kompostanlage, abgestandenes Wasser und möglichst unversiegelte Wege.

Steinhaufen und Trockenmauern

Viele Gärten wirken steril, da der Ordnungswahn ihrer Besitzer 'natürliche Unordnung' nicht zuläßt. Für zahlreiche Pflanzen, z.B. Mauerraute und Mauerpfeffer, in schattigen Lagen Zimbelkraut oder Streifenfarn und Tiere wie Eidechsen, Erdkröten, Wildbienen und Laufkäfer bieten Mauern und Steinhaufen aber den nötigen Lebensraum und sollten daher in keinem Garten fehlen.

Geeignete Materialien für Steinhaufen sind Natursteine jeder Art und Form, aber auch Betonsteine, Dachziegel, Platten und Abbruchmauersteine, die man mit etwas Kies oder Sand oberflächlich bedeckt sind möglich. Für Trockenmauern eignen sich besser abgeplattete oder gebrochene Steine, da sie sich besser aufschichten lassen.

Die Lage im Garten sollte zumindest teilweise gut besonnt sein, damit sich die wärmeliebenden Tiere und Pflanzen ansiedeln können. Die Besiedelung von Trockenmauern und Steinhaufen kann man der Natur überlassen. Später ist darauf zu achten, daß nicht zu starker Bewuchs die Besonnung der Steine verhindert.

Insektenwand und Baumstamm

Die heutige Vorstellung eines 'schönen' Gartens führt häufig zu einem Mangel an geeigneten Nistplätzen für die Hautflügler unter den Insekten, zu denen zum Beispiel die Bienen und Faltenwespen, aber auch die Ameisen zählen. Bei den hier demonstrierten Beispielen, einer Insektenwand und, etwa drei Meter nebenstehend, einem Baumstamm mit Bohrlöchern zwischen 2-10 mm Durchmessern handelt es sich um etwas aufwendigere Nisthilfen für Solitärinsekten und Steilwandbewohner von Hohlräumen.

Aber auch mit einfacheren Konstruktionen können Gartenbesitzer den Tieren helfen. Hohle oder markhaltige Pflanzenstengel von Holunder, Brombeere, Heckenrose sowie Schilf-, Stroh- oder Trinkhalme kann man bündeln oder geschnitten in Konservendosen stecken und südseitig an Mauern, Zäunen, Bäumen, ja sogar auf dem Balkon (horizontal) aufhängen. Ein Stück Balken aus Buchenholz oder Eichenholz, in das Löcher von 2-10 mm Durchmesser gebohrt werden, erfüllen den gleichen Zweck.

Holzhaufen - Reisighaufen

Häufig werden in unserer Landschaft, vor allem in der Landwirtschaft, selbst die letzten Quadratmeter Brachfläche wegen ein paar Kilo mehr Getreide kultiviert, oder Unebenheiten, die den Einsatz von Maschinen behindern eingeebnet und in die Ackerfläche mit einbezogen. Altholz wird immer noch häufig aus den Wäldern entfernt um einen 'gepflegten' Eindruck zu hinterlassen. So wird verhindert, daß Refugien für Kleintiere entstehen und erhalten werden.

Hier könnte jeder Gartenbesitzer durch ein bißchen 'Mut zur Wildnis' einen kleinen Ausgleich für unsere über-geordnete und übernutzte Landschaft schaffen im ländlichen, besonders aber auch im städtischen Freiraum, in dem Ausgleichsflächen und Refugien für Kleintiere immer seltener werden.

Mit so geringem Aufwand wie einem Reisighaufen oder einem Altholzhaufen läßt sich bereits ein Unterschlupf für zahlreiche Kleintiere schaffen. Dazu gehören zum Beispiel Igel, Erdkröten, Blindschleichen und Vögel wie der Zaunkönig. Holzfressende Insekten und verschiedene Pilze ,erobern' das verrottende Holz.

 Apothekergarten

Um Kenntnis und Wissen von Pflanzen mit officinaler Bedeutung fördern zu können, ist es hilfreich, die gängigen Heilpflanzen zu zeigen und zu demonstrieren. In einer Zeit, wo Diskussionen um chemische Arzneien erfolgen, wendet man sich verstärkt der Naturheilkunde zu und damit auch den Heilpflanzen.

Bei Konzeption und Planung dieses Apothekergartens stand die Frage nach einer populärwissenschaftlichen Präsentation der Heilpflanzen im Vordergrund der Überlegungen: Zusammenstellung und Gruppierung der heilwirksamen Pflanzen nach Inhaltsstoffen oder nach Indikationsgebieten. In dieser Vorbereitungsphase waren Rat und Empfehlung von Apothekern aus Freising hilfreich. Eine Pflanzendemonstration nach Inhaltsstoffen hätte eine zu starke Verwissenschaftlichung in Richtung Pharmazie bedeutet und den thematischen Einstieg für interessierte Laien erschwert oder gar verbaut. Daher erfolgte die konzeptionelle Planung des Weihenstephaner Apothekergartens mit einer Gliederung und Zusammenstellung nach Indikationsgebieten.

Eine Tafel mit Lageplan gibt einen Überblick über die erfolgte Gliederung und Aufteilung. Die Indikationsgebiete der Pflanzen sind dieser Übersichtstafel Zu entnehmen. An der Südseite des Gartens ist ein Beet mit für einen Haustee zu empfehlende Pflanzen, welche zur Stärkung der Abwehrkräfte und für allgemeines Wohlbefinden nützlich sind. Nordwestlich ist ein Beet mit Gewürzkräutern angepflanzt, die ja über den Magen auch eine heilsame Wirkung auf das körperlich-seelische Wohlbefinden bewirken.

Die mit einem Stern gekennzeichneten Pflanzen sind nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen phytotherapeutisch wirksam und können, falls nicht gegenteilig bemerkt, zum Selbstsammeln. und zur Selbstbehandlung verwendet werden. Die im Garten vorkommenden Giftpflanzen sind auf dem Etikett mit "giftig" gekennzeichnet. Der Beschreibung der Pflanzen sind neben dem Hauptindikationsgebiet weitere Angaben über den deutschen und den lateinischen Namen, die Pflanzen-Familie, die für Drogen verwendbaren Pflanzenteile, die Inhaltsstoffe, detaillierte Angaben über die Verwendung bei bestimmten Leiden sowie die Art der Anwendungen beigefügt.

Konzeption und Anlage dieses Weihenstephaner Apothekergartens erfolgte mit Unterstüzung von Freisinger Apothekern. Während der Saison werden Führungen durch Apothekerinnen und Apothekern angeboten, die jeweils separat angekündigt werden. Weiterführende Informationen und auch Pflanzenlisten sind unter der aufgeführten Adresse zu erhalten.

Mischkulturen im Gemüsebeet

Sie lieben sich (+), sie lieben sich nicht (-)

Buschbohnen

+ Bohnenkraut, Gurken, Kartoffeln, Kohlgewächse, Kohlrabi, Kopfsalat, Mangold, Pf1ücksalat, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Rote Bete, Sellerie, Tomaten
- Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln

Dill

+ Erbsen, Gurken, Karotten, Kopfsalat, Möhren, Pflücksalat, Rote Bete, Spargel, Zwiebeln

Erbsen

+ Dill, Fenchel, Gurken, Karotten, Kartoffeln, Kohlgewächse, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Radieschen, Rettich, Zucchini
- Buschbohnen, Knoblauch, Lauch, Stangenbohnen, Tomaten, Zwiebeln

Kapuzinerkresse

+ Kamille, 0bstbäume, Radieschen, Rettich, Stangenbohnen

Gurken

+ Bohnen, Dill, Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Kohlgewächse, Kopfsalat, Lauch, Sellerie, Rote Bete, Zwiebeln
- Kartoffeln, Radieschen, Rettich, Tomaten

Karotten, Möhren

+ Dill, Erbsen, Knoblauch, Lauch, Mangold, Radieschen, Rettich, Tomaten, Zwiebeln
- Rote Bete

Kartoffeln

+ Buschbohnen, Kohlrabi, Mais, Meerrettich, Pfefferminze, Spinat, Tagetes
- Erbsen, Gurken, Kohlgewächse, Kürbis. Rote Bete, Sellerie, Tomaten, Zucchini

Knoblauch

+ Erdbeeren, Gurken, Karotten, Möhren, Qbstbäume, Tomaten
- Buschbohnen, Erbsen, Kohl, Stangenbohnen

Kohlgewächse

+ Buschbohnen, Dill, Erbsen, Erdbeeren, Gurken, Karotten, Kopfsalat, Lauch, Möhren, Mangold, Pflücksalat, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Rote Bete, Sellerie, Spinat, Stangenbohnen, Tomaten
- Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln

Spinat

+ Kartoffeln, Kohl, Radieschen, Rettich, Rhabarber, Stangenbohnen, Tomaten

Kohlrabi

+ Buschbohnen, Erbsen, Kartoffeln, Kopfsalat, Lauch, Radieschen, Rettich, Rote Bete, Schwarzwurzeln, Sellerie, Spargel Spinat, Stangenbohnen, Tomaten, Obstbäume

Sellerie

+ Buschbohnen, Gurken, Kohlgewächse, Kohlrabi, Lauch, Stangenbohnen, Tomaten
- Kartoffeln, Kopfsalat, Mais

Kopfsalat

+ Buschbohnen, Dill, Erbsen, Erdbeeren, Gurken, Kohlgewächse, Lauch, Mais, Rhabarber, Schwarzwurzeln, Spargel. Stangenbohnen, Radieschen, Rettich, Tomaten, Zwiebeln
- Petersilie, Sellerie,

Zwiebeln

+ Erdbeeren, Gurken, Karotten, Möhren, Rote Bete
- Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Kohl

Lauch

+ Erdbeeren, Karotten, Kohlgewächse, Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren, Petersilie, Schwarzwurzeln, Sellerie, Tomaten
- Buschbohnen, Erbsen, Rote Bete, Sellerie, Stangenbohnen

Petersilie

+ Gurken, Radieschen, Rettich, Tomaten
- Kopfsalat

Radieschen, Rettich

+ Bohnen, Erbsen, Erdbeeren, Karotten, Kohlgewächse, Kohlrabi, Kopfsalat. Mangold, Möhren, Petersilie, Pflücksalat, Spinat, Tomaten
- Gurken

Rote Bete

+ Dill, Fenchel, Knoblauch, Kohlrabi, Zwiebeln
- Kartoffeln, Lauch, Mais, Stangenbohnen, Tomaten

Stangenbohnen

+ Gurken, Kapuzinerkresse, Kohlgewächse, Kohlrabi, Kopfsalat, Radieschen, Rettich, Sellerie, Spinat
- Erbsen, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln

Tomaten

+ Buschbohnen, Karotten, Knoblauch. Kopfsalat, Lauch, Mais, Möhren, Petersilie, Pflücksalat, Radieschen, Rettich, Sellerie, Spinat
- Erbsen, Fenchel, Gurken, Kartoffeln, Rotkohl


Quelle: Institut für Freiraumplanung an der Versuchsanstalt Weihenstephan, Stand 04/2000
 

Es wächst mehr im Garten als man gesät hat.

  siehe auch Benjes-Hecken


 
Mit freundlichen Empfehlungen 
Humanistische AKTION  
5/2000 

 
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www.humanistische-aktion.de/garten.htm

Aktualisiert am 01.02.12