auch auf dieser Seite:   TV-Vielseher gefährdet!   -   Was Kindern wichtig ist 

Wie lange dürfen Kinder fernsehen?

Und welche Sendungen sind für Kids besonders geeignet, welche nicht? Wichtige Experten-Tipps für Eltern 

Blitze zucken durch die Nacht, zwei dunkle Gestalten huschen über einen Friedhof, dazu Gänsehaut-Musik-Szene aus einer Folge von "Akte X". Jede Woche holen sich 3,2 Mio. Zuschauer den Grusel ins Wohnzimmer - darunter auch viele Kinder unter 14 Jahren. Ohne dass die Eltern es wissen: Jedes dritte Kind in den alten Bundesländern hat ein eigenes Gerät im Kinderzimmer, in den neuen sogar fast 50%. Das hat zur Folge: 70% der Mädchen und sogar 77% der Jungen zwischen 3 und 13 Jahren sehen jeden Tag fern - bis zu 108 Minuten täglich (siehe Tabelle unten).

Die Kids gucken nicht nur "Teletubbies", harmlose Comic-Serien und die "Sendung mit der Maus". Eine Studie des SWR (Angaben pro Jahr) enthüllt: 120 Stunden Zeichentrick, 56 Stunden Informationen (dazu zählen auch die täglichen Talk-Shows), 54 Stunden Werbung, 40 Stunden Unterhaltung (auch Krimi-Serien) und 12 Stunden Sport (auch Wrestling).

Wie wirkt sich der TV-Konsum auf unsere Kinder aus, und wie verkraften sie ihn?

Wissenschaftler von der "Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung" haben herausgefunden:

  • Bis 2 Jahre hören Kinder mehr, als dass sie schauen. Positiv: Das "Fernsehtraining" kann dazu führen, dass die Kleinen früher die Fähigkeit entwickeln, ein bewegtes Bild als Ganzes zu erfassen. Nachteil: Gewaltszenen können ihre geordnete Welt durcheinanderbringen. Nie ohne Aufsicht fernsehen lassen.

  • 3 bis 5 Jahre: Phantasie und Realität können noch nicht getrennt werden. Deshalb erleben sie märchenhafte Darstellungen als wirklich, was deren Wirkung verstärkt. Die Kinder können jetzt schon kurzen Handlungen folgen. Aber Vorsicht vor Überforderung.

  • 6 bis 9 Jahre: Die Kinder sind ihren Gefühlen nicht mehr so ausgeliefert, werden weniger leicht von einer Handlung überwältigt. Das setzt allerdings stabile Beziehungen und positive Erfahrungen in der realen Umwelt voraus. Unbedingt beachten: Gewaltszenen vermeiden.

  • 10 bis 13 Jahre: Jetzt können Wirklichkeit und Unwirklichkeit im Film zuverlässig voneinander unterschieden werden. Allerdings ist das kein Grund für sie, das unwirkliche Geschehen weniger ernst zu nehmen als reale, täglich erlebte Ereignisse. Die Experten: "Normale Shows und Quiz-Sendungen sind harmlos. Filme nach 22 Uhr überfordern die Kinder."

Hits für Kids 3 bis l0 Jahre: "Die Biene Maja" (ZDF). Sie ist hilfreich, immer zuverlässig zur Stelle. 3 bis 13: "Alf" (SAT.l). Flott und frech, aber niemals ernsthaft böse. 11 bis 13: "Aus heiterem Himmel" (ARD). Konflikte bleiben in der Serie nicht aus. Aber Probleme werden gemeinsam gelöst.

Flops für Kids "Buffy - im Bann der Dämonen" (PRO7). Zu viel Gewalt. Jüngere Kinder werden von dem Geschehen verängstigt. Reality-TV wie "echt wahr!" (SAT.l) und "Notruf" (RTL). Kinder werden zu Augenzeugen, können das schwer verkraften. "Tatort" (ARD). Zu realitätsnah, teilweise dramatische Gewaltdarstellungen.

Wie sollen Eltern sich in Sachen Fernsehen verhalten?

Faustregel 1: Verbote verstärken die Lust nur noch mehr. Regel 2: Mit den Kindern gemeinsam das Programm für eine Woche aussuchen. Regel 3: Mit den Kindern übers Fernsehen sprechen, ihnen bei der Verarbeitung helfen. Regel 4: Bei der Fernseh-Dauer auf die Inhalte achten. Bei harmlosen Sendungen darf's ruhig auch mal länger sein (Richtwerte siehe unten).

Wichtige Tipps finden Eltern auch im Programmteil ihrer FernsehZtg. Weitere Infos liefert die Broschüre "Flimmo". Dort werden ständig laufende Kindersendungen für die jeweiligen Altersstufen bewertet. "Flimmo" erscheint dreimal im Jahr (Abo: 12 Mark). Zu beziehen unter: Programmberatung für Eltern e.V, Postfach 801344, 81613 München. Tel.: 089/63808280, Fax: 0221/44020104. 

 

 
Jahre

0 - 2
3 - 5
6 - 9
10 - 13

Empfohlener
TV Konsum
*

20 Min.
30 Min.
60 Min.
90 Min.

Tatsächlicher
TV Konsum
*

58 Min.
75 Min.
92 Min.
108 Min.

* Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

FernsehZtg 33/2000

 

Was uns das Fernsehen mitunter zumutet,
das geht auf keine Netzhaut.

Sprichwort

 Leser-Kritik an dieser Seite


TV-Vielseher gefährdet

Studie: Schlechte Deutsch-Noten nach Fernsehkonsum 

Hoher Fernsehkonsum schwächt bei Kindern das emotionale Empfinden und die Schulleistungen. Dies ergab eine Studie der Forschungsgruppe Psychophysiologie der Universität Freiburg, die gestern in Freiburg vorgestellt wurde. Die Studie konnte nachweisen, dass die schulischen Leistungen von Vielsehern vor allem im Fach Deutsch deutlich schlechter sind, als bei den Gleichaltrigen, die ihre Freizeit mehr mit Sport oder Bewegung verbringen. Der Kontakt zu Freunden und Familienangehörigen ist bei den Vielsehern reduziert.

Kinder mit einem Fernsehkonsum von mehr als drei Stunden täglich sehen nach Angaben des Studienleiters Michael Myrtek hauptsächlich "wenig hochbewertete Sendungen" wie Talk-Shows am Nachmittag. "Darunter leiden auch die Deutsch-Kenntnisse, denn Talk-Shows sind kein Hort der Sprachkultur", sagte Myrtek. Im Vergleich dazu sehen Kinder mit durchschnittlich rund einer Stunde Fernsehkonsum pro Tag hauptsächlich Tierfilme. Für Myrtek ein Zeichen, dass in dieser Gruppe die Familie den Femsehkonsum kontrolliert.

Kinder mit mehr als drei Stunden vor dem Femseher bewegen sich weniger, musizieren weniger und führen weniger Gespräche, sagte Myrtek. Sie seien also häufiger alleine und schlechter Laune. Das Fernsehen führe dann zu einem Stimmungshoch, was schließlich in eine "Fernsehsucht" münden könne. Die Schule und die Sozialkontakte würden als weniger schön erlebt als das Femsehen. "Diese Schüler stumpfen regelrecht ab gegenüber emotionalen Belastungen" sagte Myrtek.

Der Psychologe zog den Schluss, dass das Fernsehverhalten der Kinder von den Familien kontrolliert werden müsse. Dies sei aber schwierig, wenn in rund 25 Prozent der Kinderzimmer ein eigener Fernseher stehe. Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass Vielsehen keine harmlose Beschäftigung sei. Für die Studie waren 200 elf- und 15-jährige männliche Schüler zwei Jahre lang untersucht worden. Sie trugen täglich 23 Stunden lang ein Datenerfassungsgerät mit sich. Über Mess-Elektroden wurden die Herzfrequenz und die Bewegungsaktivität gemessen. Mit diesen Biosignalen konnte die körperliche, emotionale und mentale Beanspruchung errechnet werden. Zudem wurden die Schüler alle 15 Minuten aufgefordert, ihr momentanes Befinden per Knopfdruck in das Gerät einzugeben.

Cannstatter Zeitung vom 27.09.2000 

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Erstaunliche Ergebnisse einer Umfrage

Nichts ist Kindern wichtiger als der Fernseher... So jedenfalls das Ergebnis einer Umfrage unter Kindern im Alter zwischen 6 und 13 Jahren, die der TV-Sender FoxKids (zu empfangen bei Premiere World) in Auftrag gab. 805 Test-Kandidaten antworteten auf die Frage "Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?". Erstaunlich: An Essen und Trinken dachten nur 1% der Kinder. Ungeschlagen auf Platz 1 kam mit 32 % der Fernseher - ohne ihr TV-Programm können sich Kids eine einsame Insel nicht vorstellen. Aber auch das Buch hat als Zeitvertreib noch lange nicht ausgedient, es kam auf Platz 2 (13%). Dahinter: Computer/Internet (12%), Playstation (8%), Gameboy (8%), Cassetten/Radio (8%), Walkman/CD-Player (7%), Spielzeug (3%). Bitter: Die Gesellschaft der Eltern wünschten sich nur 3%. Zumindest auf einer einsamen Insel...

FernsehZtg 2/01

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8/2000 
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Aktualisiert am 03.02.12